Frankfurt am Main - Urin, Erbrochenes, Schlägereien und ohrenbetäubender Lärm bis morgens um 5 Uhr: Frankfurts Partymeile Alt-Sachsenhausen verwahrlost zusehends und stellt die Anwohner vor große Probleme.
Die neue ZDF-Reportage "Achtung Lärmbelästigung" (in der ZDF-Mediathek verfügbar) beschäftigt sich mit dieser Situation und lässt die Betroffenen, aber auch Kneipenwirte und Partygäste zu Wort kommen.
Fotograf Oliver Tamagnini lebt seit über zehn Jahren in "Alt-Sachs" und für ihn ist das Maß voll. "Wir wissen, wir wohnen im Ausgehviertel. Aber jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, der das Leben hier unmöglich macht", erklärt er.
Seit nunmehr zwei Jahren übernachtet er deshalb jeden Freitag und Samstag im Gästezimmer von Freunden in einem anderen Frankfurter Stadtteil.
Komme er dann am Sonntag von seinem "Schlafasyl" zurück, packe er erst einmal den Hochdruckreiniger aus, um die gut sichtbaren Spuren aus Alkohol, Urin und Erbrochenem vor seiner Haustür zu entfernen.
Um sein Viertel wieder lebenswerter zu gestalten, hat Tamagnini eine Anlieger-Initiative gegründet mit dem Ziel, Müll, Lautstärke und Kriminalität zu reduzieren. Mittlerweile haben sich auch Kneipenwirte dieser angeschlossen.
"Ich hätte es gerne wieder etwas Menschlicher hier", sagte ein Frankfurter Kneipenwirt
"Ich hätte es gerne wieder etwas Menschlicher hier", sagt Barbetreiber Oliver Thies. Das Problem seien dabei weniger die Kneipen, als viel mehr die Kioske, die die ganze Nacht über alkoholische Getränke verkaufen. "Da wird vorgeglüht und es geht mit einer Flasche Wodka vom Kiosk nach Alt-Sachsenhausen, wo dann alles vollgekotzt wird", sagt Thies.
Das geht auch vielen Feiernden auf die Nerven, die das Viertel mittlerweile sogar meiden. Früher sei er gerne hierhergekommen, sagt ein Partygast. Aber jetzt sei es nicht mehr das Gleiche, "es ist aggressiver geworden."
Mit seiner Initiative will Oliver Tamagnini die Lage nun verbessern. Zu diesem Zweck sei man auch in guten Gesprächen mit Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (42, SPD).
Dabei sei es nicht das Ziel, das Partyvolk zu vertreiben. Er sei guter Dinge, sagt Tamagnini, "dass wir in Alt-Sachsenhausen wieder ein Viertel haben, in dem man wohnen und feiern kann."