Rentner Gerhard setzt sich auf Friedhof einfach neben Trauernde: "Jetzt wohnen wir zusammen"

Leipzig - Die Liebe ist bekanntlich die schönste Sache der Welt – und manchmal hat sie eben auch ihre eigenen Spielregeln, entwickelt sich an ungewöhnlichen Orten oder unter außergewöhnlichen Umständen. Im MDR-Street-Talk-Format "Ohne Filter – Pollmer fragt nach Liebe" haben Paare auf den Straßen Mitteldeutschlands ihre Geschichten erzählt.

Traurig saß Rentnerin Eva-Maria (77) auf der Bank eines Friedhofs in Leipzig, als sie ihre späte große Liebe traf. (Symbolbild)
Traurig saß Rentnerin Eva-Maria (77) auf der Bank eines Friedhofs in Leipzig, als sie ihre späte große Liebe traf. (Symbolbild)  © Stadt Leipzig

Zu ihnen gehört das Rentnerpärchen Eva-Maria (77) und Gerhard (82) aus Leipzig, das Journalist Cornelius Pollmer zufällig vor dem St. Elisabeth-Krankenhaus trifft. Sieht man die beiden, wirkt es, als wären sie schon viele, viele Jahre zusammen.

Doch weit gefehlt, seit gerade einmal drei Jahren gehen sie gemeinsam durchs Leben. Einerseits traurig, andererseits kurios ist der Ort ihres Kennenlernens.

"Wir sind beide verwitwet und haben uns auf dem Friedhof kennengelernt", erzählen der ältere Herr und seine Liebste. Wie man sich ausgerechnet auf einem Friedhof kennenlernt, möchte Pollmer wissen.

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"Ich hab dort auf der Bank gesessen, traurig. Und weil ich so traurig war, hat er sich neben mich gesetzt", erzählt Eva-Maria ihre rührende Story, als könne sie es selbst kaum glauben. Man sei ins Gespräch gekommen "und jetzt wohnen wir zusammen."

Anfangs sei die Situation etwas seltsam gewesen, so Gerhard. "Man weiß ja nicht, wie man ankommt." Doch offenbar hat es gleich gefunkt. "Er kam, sah und siegte", bestätigt die 77-Jährige schmunzelnd. Obwohl beide einen Partner verloren haben, können sie heute zusammen lachen und das Leben genießen.

Sie und ihr jetziger Mann sind beide verwitwet. (Symbolbild)
Sie und ihr jetziger Mann sind beide verwitwet. (Symbolbild)  © 123RF/bialasiewicz

Für die Liebe bis ans Ende der Welt

Statt im überfüllten, oft gefährlichen Sao Paulo...
Statt im überfüllten, oft gefährlichen Sao Paulo...  © Matias Delacroix/AP/dpa
... lebt Brasilianerin Silvana lieber im idyllischen Naumburg, aus dem ihr Mann stammt.
... lebt Brasilianerin Silvana lieber im idyllischen Naumburg, aus dem ihr Mann stammt.  © Jan Woitas/dpa

Nicht weit von Leipzig entfernt, in der Saalestadt Naumburg, trifft Cornelius Pollmer die 42-jährige Silvana, die für ihre große Liebe mal eben rund 10.000 Kilometer und ihre brasilianische Heimat Sao Paulo hinter sich gelassen hat.

Dort hat sie ihren Mann auch kennengelernt, als er mit seiner Band aufgetreten ist. "Ich habe ihn gefragt, ob wir ein Bier zusammen trinken oder tanzen gehen. Er hat gesagt: Ok gehen wir – und das war's, bis heute", lacht die Brasilianerin.

"Heute denke ich, das war das Beste in meinem Leben", so Silvana. Doch anfangs haben sie sich nur drei Mal im Jahr gesehen. 2018 kam Silvana schließlich nach Deutschland und im vergangenen Jahr krönte das Paar seine Liebe mit der Geburt ihres Babys.

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Naumburg sei mittlerweile die perfekte Stadt für sie zum Leben. Sao Paulo sei ohnehin "viel zu groß, zu laut und zu gefährlich", sodass sie sich im beschaulichen Sachsen-Anhalt sehr wohlfühlt.

Daran, dass die Liebe nicht halten könnte, verschwendet die 42-Jährige keinen Gedanken. "Ich bin immer noch in Love, jeden Tag mehr, wenn ich meinen Sohn und meinen Mann anschaue", schwärmt sie. "Ich lebe jetzt die beste Zeit in meinem Leben."

Journalist und Autor Cornelius Pollmer spricht mit wildfremden Menschen über das Leben und die Liebe.
Journalist und Autor Cornelius Pollmer spricht mit wildfremden Menschen über das Leben und die Liebe.  © IMAGO / STAR-MEDIA

Im Street-Talk-Format "Ohne Filter – Pollmer fragt nach Liebe" begegnet der Journalist zufällig den verschiedensten Menschen und stellt ihnen spontan und ohne Skript Fragen zur wichtigsten Sache der Welt.

Die erste Folge "Wo die Liebe begann", in der neben Silvana sowie Eva-Maria und Gerhard noch weitere Paare ihre teils romantischen Geschichten erzählen, könnt Ihr Euch in der MDR-Mediathek anschauen.

Titelfoto: 123RF/bialasiewicz

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