Rauswurf von Julia Ruhs: Kritik vom NDR-Rundfunkrat an erster "Klar"-Sendung

Von Benjamin Haller

Hamburg - Auch rund eine Woche nach dem Rauswurf von Moderatorin Julia Ruhs (31) erhitzt das Thema noch die Gemüter. Nun hat der NDR-Rundfunkrat über die Auftaktfolge geurteilt.

Das Urteil des NDR-Rundfunkrats fiel alles andere als einstimmig aus.  © Marcus Brandt/dpa

Der Rundfunkrat des NDR sieht in der Auftaktfolge des Formats "Klar" zum Thema Migration mehrheitlich keinen Verstoß gegen die Angebotsgrundsätze, moniert aber "eine beschränkte Perspektivenvielfalt innerhalb der Sendung und eine zu starke Emotionalisierung".

29 Mitglieder des Gremiums stimmten für eine entsprechende Beschlussempfehlung des Programmausschusses, 9 enthielten sich, 4 votierten dagegen.

Programmausschuss und Rundfunkrat hätten Beschwerden zum Anlass genommen, den ersten Beitrag der Pilotreihe "Klar" in mehreren Sitzungen zu diskutieren.

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"Ein Verstoß gegen den Medienstaatsvertrag und den NDR-Staatsvertrag konnte dabei nicht festgestellt werden", heißt es in dem vom Rundfunkrats-Vorsitzenden Nico Fickinger als "Kompromissvorschlag" bezeichneten Papier.

Die Kritik an der von Julia Ruhs moderierten Folge beziehe sich insbesondere auf eine beschränkte Perspektivenvielfalt und eine zu starke Emotionalisierung. Zudem werde eine Überfrachtung der Sendung mit Einzelthemen bemängelt.

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Korrekturen am Sendekonzept wurden vorgenommen

Moderatorin Julia Ruhs (31) kritisierte ihren Rauswurf scharf.  © Thomas Eisenkrätzer/dpa

Diese Hinweise auf Schwächen des Beitrags sowie kritische Anmerkungen von Zuschauerinnen und Zuschauern hätten dazu beigetragen, Korrekturen am Sendekonzept vorzunehmen. Diese hätten in den folgenden beiden Sendungen des Pilotprojekts ihren Niederschlag gefunden.

"So wurden inhaltliche Gegenpositionen stärker herausgearbeitet und auf eine zurückgenommenere Tonalität geachtet", heißt es in der Beschlussempfehlung, die Fickinger in der Sitzung des Rundfunkrates vorlas.

In der umstrittenen "Klar"-Auftaktsendung zum Thema Migration hatte die oft als neue konservative Stimme beschriebene Ruhs unter anderem über Gewalt im Zusammenhang mit Einwanderung berichtet. Die Sendung stieß auf Kritik - unter anderem von ZDF-Moderator Jan Böhmermann und der Journalistin Anja Reschke.

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Der Rundfunkrat ist beim NDR für die Überwachung der Programmarbeit zuständig. Das Gremium setzt sich aus ehrenamtlichen Vertretern etwa aus Verbänden, Politik, Gesellschaft und Sport zusammen. Diese sollen quasi die Breite der Gesellschaft repräsentieren.

Der NDR hatte vor rund einer Woche mitgeteilt, dass Ruhs das Format "Klar" nicht mehr beim NDR moderieren wird, sondern nur noch beim Bayerischen Rundfunk. Die Moderation der "Klar"-Sendungen beim NDR soll die frühere "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch übernehmen.

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