Glückwunsch! Sie ist die neue Sozialbürgermeisterin in Chemnitz

Chemnitz - Chemnitz hat eine neue Sozialbürgermeisterin! Der Name der neuen Chefin des Dezernats für Kultur, Soziales und Gesundheit lautet: Dagmar Ruscheinsky (62). Diese war sichtlich gerührt, als sie die Wahl annahm: "Ich freue mich super, nach Chemnitz zurückzukehren. Morgen geht es gleich an die Wohnungssuche", so Ruscheinsky nach der Wahl gegenüber der TAG24.

Gratulation mit Abstand: Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) überreicht der frischgebackenen Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (62, fraktionslos) Blumen.  © Maik Börner

Mit seiner Entscheidung sorgte der Stadtrat für Überraschung. Eigentlich galt Gegenkandidatin und Sozialamtsleiterin Cornelia Utech (52) als Favoritin der Fraktionen.

Nachdem der erste Wahlgang kein eindeutiges Ergebnis gebracht hatte, ging es ins Stechen zwischen den beiden. Utech verlor mit 19 Stimmen, während Ruscheinsky auf 33 Stimmen kam.

Diese überzeugte in ihrer Antrittsrede nicht nur als Frau, die 15 Jahre in Chemnitz gelebt und gearbeitet hatte. Sondern vor allem mit ihren Ambitionen fürs Amt: Die ältere Generation will Ruscheinsky beteiligen, ein Altern in Würde ermöglichen. Bei den Jüngeren die Schulabbrecher-Quote drücken.

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Ihre Impulse für die Kulturhauptstadt schienen zu gefallen. Und als Leiterin des Leitungsstabs des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung brachte sie jetzt schon eine Garantie, dass sie eine Behörde mit 1500 Mitarbeitern führen kann.

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Fraktionen nahmen die Wahl positiv auf

Die 62-Jährige ist ein altbekanntes Gesicht in Chemnitz.  © Maik Börner

Die Fraktionen nahmen die Wahl positiv auf. "Wir sind schon gespannt auf die Impulse, die sie ganz sicher setzen wird", sagte SPD-Vorsitzende Jacqueline Drechsler (45).

"Wir freuen uns ganz außerordentlich auf die Zusammenarbeit", so FDP-Vize Jens Kieselstein.

AfD-Chef Volker Dringenberg (48): "Wir gratulieren und hoffen auf eine offene, vorbehaltlose Zusammenarbeit." Grünen-Co-Chef Toni Rotter (33): "Eine äußerst führungserfahrene und qualifizierte Frau!"

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CDU-Stadtrat Andreas Marschner (40): "Beide waren eine ausgezeichnete Option - mit Frau Ruscheinsky haben wir eine Generalistin."

Linken-Chefin Susanne Schaper (43): "Mit ihrer Bewerbung, ihrer Qualifikation und ihrer erkennbar hohen Motivation für dieses sehr komplexe Amt hat sie die Mehrheit überzeugt."

Breite Zustimmung im Stadtrat: Wäre die Wahl nicht geheim gewesen, hätte sie ungefähr so ausgesehen.  © Maik Börner
Sozialamtsleiterin Cornelia Utech (52)  © Maik Börner

Gewinn für Chemnitz

Kommentar von Gabriel Schwab

Spätestens ab der Stichwahl war es eine Win-Win-Situation. Nicht nur, weil schon im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Cornelia Utech und Dagmar Ruscheinsky feststand, dass sich in Chemnitz nun endlich wieder eine Frau in die Bürgermeisterrunde gesellt. Sondern vor allem, da beide Bewerberinnen kein Parteibuch führen.

Der erste Versuch im Sommer, den Posten des Sozialbürgermeisters zu besetzen, war nämlich genau an diesem Punkt gescheitert. Im Stechen zwischen Linken-Politikerin Susanne Schaper und einem völlig unbekannten (und nicht anwesenden) Niedersachsen, formierten die rechten Fraktionen im Stadtrat zur Verhinderungswahl - und waren erfolgreich.

Ruscheinsky versprach, fraktionsübergreifend und neutral zu arbeiten. Der Graben zwischen Stadtverwaltung und Rat, der sich bei der ersten Wahl auftat, scheint zugeschüttet. Und auch zwischen ihr und Utech gibt es augenscheinlich kein böses Blut. Das ist für ein effektives Verwaltungsarbeiten wichtig: Immerhin hat Sozialamtsleiterin Utech bei der Wahl gegen ihre neue Chefin verloren.

Eins ist jetzt schon sicher: Mit Ruscheinsky weht ein frischer und womöglich auch kritischer Wind durchs Rathaus. Denn vor ihrer Tätigkeit im Bundesamt für Bauwesen in Berlin war sie im Journalismus tätig (unter anderem als Redakteurin bei der Chemnitzer Freien Presse). Darüber hinaus arbeitete sie zwischenzeitlich in der Kommunikation der hiesigen Stadtwerke.

Die Verbundenheit zu Chemnitz, die sie in ihrer Vorstellung betonte, ist keine heiße Luft: Sie hat sie in Freundschaften und Mitgliedschaften in Chemnitzer Vereinen über die Jahre aufrecht erhalten. Wenn sich ihre Liebe zur Stadt nun auch in ihrem Verwaltungshandeln widerspiegelt, ist Dagmar Ruscheinsky ein echter Gewinn für Bürger und Rathaus.

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