Es kostet 240.000 Euro, der Akku hält vier Stunden: Dresdner Ärzte setzen Patienten Kunstherz ein

Dresden - Wenn das eigene Herz versagt, hilft meist nur noch ein Spenderorgan. Doch die sind Mangelware und die Wartezeiten lang. Zu lang für viele Patienten. Im Dresdner Herzzentrum gibt es nun eine neue Möglichkeit, diese Zeit zu überbrücken: mithilfe eines kompletten Kunstherzens! Was nach Science-Fiction klingt, wurde am 31. August für einen 57-Jährigen zur lebensrettenden Realität.

Mit circa 900 Gramm wiegt das Kunstherz etwa dreimal so viel wie ein echtes.  © Herzzentrum Dresden

Oberarzt Ephraim Winzer (40): "Für den Patienten ist es ein Glücksfall, dass wir diese neue Methode haben."

Der Mann ist erst der dritte Patient in Deutschland, bei dem das künstliche Organ eingesetzt wurde. Weltweit sind es nur 27, davon die meisten im Rahmen von Studien.

Am Herzzentrum spricht man von einer "Innovation auf Weltniveau".

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Hat beim bisherigen System eine Pumpe dem kranken Herz einen Teil der Arbeit abgenommen, was nicht bei allen Patienten funktioniert, wird es nun komplett ersetzt.

Das ermöglicht auch einen großen Gewinn an Lebensqualität.

Es werden weniger Medikamente benötigt und dank der Akkus kann sich der Patient schon bald vier Stunden frei bewegen.

Sogar Fahrradfahren soll wieder möglich sein.

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Am 31. August wurde einem 57-jährigen Patienten das neue Kunstherz eingesetzt.  © Herzzentrum Dresden/Volker Schmidt

Kunstherz pulsiert und reguliert sich selbst

Das Herzzentrum Dresden ist erst die dritte Klinik in Deutschland, in der das Verfahren durchgeführt wurde.  © Holm Helis

Das in Frankreich mit Luftfahrttechnologie entwickelte Kunstherz arbeitet nämlich wie ein echtes. Es pulsiert und reguliert sich selbst. Beim Schlafen arbeitet es also automatisch weniger und bei körperlicher Belastung mehr.

"Sowas gab es bisher nicht", sagt Oberarzt Manuel Wilbring (41)

Das hat seinen Preis. Allein das Kunstherz kostet 240.000 Euro. Die Krankenhauskosten kommen noch hinzu.

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"Das ist ein sehr teures Verfahren, aber die Alternative wäre der sichere Tod des Patienten", so Geschäftsführer Jörg Scharfenberg (46).

Geschäftsführer Jörg Scharfenberg (46) ist stolz, diese Innovation den Patienten in Dresden anbieten zu können.  © Holm Helis
Oberarzt Manuel Wilbring (41) hat das Kunstherz als einer der Operateure in einer knapp fünfstündigen OP eingesetzt.  © Holm Helis

Aktuell kommen dafür pro Jahr aber wohl nur eine Handvoll Patienten infrage. Denn das Auswahlverfahren ist kompliziert, unter anderem weil es das Kunstherz bislang nur in einer Größe gibt.

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