"Klimahysterie": Zeichnen aktuelle Wetterkarten absichtlich ein düsteres Bild?

Leipzig - Wenn die Temperaturen steigen und sommerliches Wetter herrscht, kehren altbekannte Vorwürfe in den sozialen Medien zurück.

Dieses RTL-Bild wurde bereits 2019 in den sozialen Netzwerken verbreitet. Beschwert wurde sich, weil bei mittleren Temperaturen zu dunkle Rottöne verwendet wurden.  © Screenshot: Twitter/RTL-wetter.de

Fernsehsender hätten früher bei ihren Wetterkarten hohe Temperaturen in deutlich neutraleren Farben präsentiert. Das Stichwort lautet: "Klimahysterie".

Eine Grafik, die momentan auf Facebook geteilt wird, stellt zwei Wetterkarten der ARD und eine Darstellung des Senders RTL gegenüber. Der Post dazu moniert eine Beeinflussung durch die Medien.

Doch was ist dran?

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Die oberste Grafik von der ARD ist eine allgemeine Wettervorhersage für einen der darauffolgenden Tage. Neben den Temperaturen wird auch angezeigt, ob etwa der Himmel bedeckt ist - deshalb sind Wolken und die Sonne zu sehen.

Der Hintergrund ist grün und bräunlich. Es handelt sich um eine physische Karte, bei der mit der jeweiligen Einfärbung die Höhe über dem Meeresspiegel angegeben wird.

Mittlerweile hat die ARD die Farbgebung der Wetterkarte geändert und verwendet als Hintergrund nur noch Grüntöne (im Video ab 14:28).

Die Karte in der Mitte - ebenfalls von der ARD - zeigt hingegen nicht, ob es bewölkt ist oder die Sonne scheint, sondern allein die Temperaturen für einen bestimmten Tag. Bereits im Sommer 1999 wurden in der "Tagesschau" (im Video ab Min. 15:54) Temperaturen von weniger als 30 Grad in Rottönen angezeigt.

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Vorwürfe gibt es immer wieder

Silke Hansen, Leiterin des ARD-Wetterkompetenzzentrums: Die Farbskalen für die Untermalung der Temperaturen werden in regelmäßigen Abständen je nach Jahreszeit und Temperaturen angepasst.  © Screenshot: wetter.tagesschau.de

Die Farbskalen für die Untermalung der Temperaturen werden in regelmäßigen Abständen je nach Jahreszeit und Temperaturen angepasst, erklärte Silke Hansen, Leiterin des ARD-Wetterkompetenzzentrums, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

"Wir versuchen, die Temperaturen so zu färben, wie man es um die jeweilige Jahreszeit erwartet", wie Hansen erklärte.

Im Sommer etwa seien 15 Grad Celsius eher kühl und würden dementsprechend in kühleren Farben dargestellt.

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Im Januar seien 15 Grad Celsius hingegen eher mild und würden mit wärmeren Farben präsentiert. "Wir haben nichts geändert, das machen wir seit mehr als 20 Jahren so", sagte sie.

Die erhobenen Vorwürfe der Beeinflussung gibt es in den sozialen Netzwerken immer wieder. Auch der ARD-"Faktenfinder" hat sich damit bereits im Jahr 2019 beschäftigt.

Verbreitetes Bild wurde munipuliert

Temperaturkarte und Wettervorhersage sind nicht vergleichbar. Im Netz wird dieser Faktor aber gerne einmal ignoriert.  © Screenshot: wetter.tagesschau.de

Das auf Facebook ganz unten gezeigte Bild zeigt eine Wettervorhersage des Senders RTL und dessen Portal "Wetter.de".

Allerdings ist es manipuliert worden: Im Originalfoto, das bereits im Jahr 2019 auf Twitter kursierte, ist im Hintergrund statt der glühenden Sonnenoberfläche ein Sonnenuntergang am Meer zu sehen.

Auch die Farben der Grafiken sowie die Hautfarbe des Moderators sind im Original nicht ganz so dunkelrot wie in der bearbeiteten Version.

Das manipulierte Bild lässt sich auf Webseiten und sozialen Netzwerken bis in den Juli 2020 zurückverfolgen.

Die eigentliche RTL-Wettervorhersage stammt aber vermutlich - anders als in der Facebook-Grafik behauptet - aus dem August 2019. Rund um das Datum, an dem der entsprechende Tweet veröffentlicht wurde, herrschte in Deutschland das dazu passende hochsommerliche Wetter.

RTL verwendet generell eine andere Darstellung für seine Wetterkarten als die ARD. Der Sender zeigt bei allgemeinen Vorhersagen für mehrere Tage hinter Sonnen- und Wolkensymbolen Farbtöne, die den Temperaturen entsprechen.

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