Von David Nau
Reutlingen - Im Großraum Reutlingen (Baden-Württemberg) wurden am Dienstag fünf Leichen gefunden. Ein Mann soll seine Ehefrau, seine beiden Söhne, seine Schwester und dann sich selbst getötet haben!
Am Tag nach dem grausamen Fund liegt über einem der Tatorte in St. Johann eine gespenstische Stimmung. An dem Firmengebäude in einem Industriegebiet an der Hauptstraße sind die Rollläden geschlossen, nur ein Polizeisiegel weist darauf hin, was hier passiert ist.
Am Dienstag haben Einsatzkräfte der Polizei dort die Leichen zweier junger Männer gefunden, beide offenbar erschossen. Der mutmaßliche Täter: ihr Vater.
Der 63 Jahre alte Mann steht laut Polizei im Verdacht, nicht nur seine beiden Söhne, sondern auch seine Ehefrau, seine Schwester und dann sich selbst getötet zu haben. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden die Toten im Laufe des Dienstags in Reutlingen, Pfullingen und in St. Johann gefunden.
Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft wird "wegen des Verdachts eines innerfamiliären Tötungsdelikts" ermittelt. Tatverdächtig sei der 63 Jahre alte Deutsche, Hinweise auf einen Fremdtäter gebe es derzeit keine.
Ermittler finden nach und nach fünf Tote
Zunächst hatte eine Pflegekraft am Dienstagmorgen die leblose 60 Jahre alte Schwester des Mannes in ihrer Wohnung in Reutlingen gefunden. Es habe sich herausgestellt, dass die Frau tödliche Verletzungen erlitten habe.
Schnell habe sich ein Verdacht gegen den Bruder der Frau ergeben.
Bei der Durchsuchung von dessen Wohnhaus in Pfullingen fanden Spezialeinsatzkräfte am Dienstagabend die Leichen des 63-Jährigen und seiner 57 Jahre alten Ehefrau. Beide hätten Schussverletzungen aufgewiesen, die mutmaßliche Tatwaffen fanden die Ermittler neben den Toten.
Ob der Mann, der Jäger war, die Waffe legal besaß, werde derzeit geprüft.
Anschließend durchsuchten die Einsatzkräfte die Firmenräume des Mannes in St. Johann. Dort fanden sie die Leichen seiner 27 und 29 Jahre alten Söhne. Die getötete Ehefrau ist laut Polizei nicht die Mutter der beiden Männer.
Pfullingen, wo der mutmaßliche Täter und seine Frau wohnten, grenzt direkt an Reutlingen. Der Firmensitz, wo die beiden Söhne gefunden wurden, liegt in St. Johann auf der Schwäbischen Alb, wenige Fahrminuten von Reutlingen entfernt.
Viele Fragen zur Tat sind noch offen
Man habe von dem Fall mitbekommen und sei über die Ausmaße und die Brutalität der Ereignisse tief betroffen, ließ Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner (parteilos) mitteilen. Die Jägervereinigung Reutlingen nannte die Ereignisse unheimlich tragisch.
Viele Fragen zu der Tat sind noch offen. Warum der Mann offenbar zur Waffe griff und seine Familie tötete, ist ebenso Gegenstand der Ermittlungen wie die Frage nach dem genauen Ablauf. Nicht bekannt ist auch, wann sich die Tat genau ereignete. Man wisse den Todeszeitpunkt der einzelnen Personen bislang nicht, sagte ein Polizeisprecher.
Unklar ist derzeit auch noch, wie genau die Schwester des Mannes ums Leben kam. Ihre Leiche wies nach Angaben der Polizei keine Schussverletzungen auf.
Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Sie soll versuchen, die offenen Fragen zu klären und dafür auch mögliche Zeugen vernehmen.
Erstmeldung: 13.26 Uhr, aktualisiert um 15.50 Uhr.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Da es sich jedoch um einen mutmaßlich erweiterten Selbstmord handelt, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren.
Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.