Von Ulf Vogler
Gundremmingen - Die beiden jeweils 160 Meter hohen Kühltürme des früheren Kernkraftwerks Gundremmingen sind knapp vier Jahre nach der Stilllegung des Atommeilers gesprengt worden.
Pünktlich um 12 Uhr fielen die aus insgesamt 56.000 Tonnen Stahlbeton bestehenden Kolosse in sich zusammen.
30.000 Schaulustige insbesondere aus Bayern und dem nahen Baden-Württemberg verfolgten die spektakuläre Zerstörung eines Symbols des Atomzeitalters.
"Zwei angemeldete Versammlungen mit Atomkraft befürwortendem Inhalt verliefen ohne Störungen oder besondere Vorkommnisse", teilte die Polizei mit. Die Teilnehmerzahl habe jeweils im niedrigen zweistelligen Bereich gelegen. Nach der Sprengung kam es zu Verkehrsbehinderungen.
Die Sprengung verlief genau so, wie die mit dem Abriss beauftragte Thüringer Sprenggesellschaft geplant hatte. Zwischen den beiden Zündungen des für die Zerstörung der zwei Türme benötigten Sprengstoffs gab es etwa 15 Sekunden Zeitunterschied. Die Kühltürme neigten sich jeweils leicht zur Seite und fielen dann senkrecht nach unten in sich zusammen.
Der Betreiber RWE und das Spezialunternehmen, das bereits mehrfach Kühltürme und Hochhäuser abgerissen hatte, hatten die Aktion mehr als ein Jahr lang vorbereitet. Mehr als 1000 Löcher für den Sprengstoff wurden dafür in die Bauwerke gebohrt.
Kühlturm-Sprengung in Gundremmingen: 1900 Parkplätze für Schaulustige zur Verfügung
Das Kernkraftwerk war Ende 2021 mit der Abschaltung des dritten Blocks endgültig vom Netz gegangen. Seitdem wird die Atomanlage zurückgebaut. Dies wird noch bis in die 2030er Jahre dauern. Die Kühltürme wurden einst gebraucht, um das bei der Stromproduktion erhitzte Kühlwasser herunterzukühlen.
Für die Sprengung hat das Landratsamt Günzburg eine große Sperrzone festgelegt, bereits seit Freitagabend ist der Aufenthalt darin verboten. Zahlreiche Polizeibeamte überwachten, dass sich tatsächlich niemand in der Verbotszone aufhielt.
Mehrere Straßenabschnitte wurden von den Behörden zudem einseitig gesperrt und zu Einbahnstraßen umfunktioniert, so wurden für die Zuschauer rund 1900 Parkplätze auf den Straßen in Sichtweite des früheren Kernkraftwerks geschaffen.
Obwohl der Rückbau des Atomkraftwerks noch lange läuft, bereitet der Energiekonzern RWE die Folgenutzung des Standorts vor. Schon am Mittwoch soll dort der Spatenstich für einen Batteriespeicher gesetzt werden.
Laut RWE wird der Speicher mit einer Kapazität von rund 700 Megawattstunden (MWh) der aktuell größte in Deutschland. Solche Anlagen werden benötigt, um beispielsweise tagsüber bei Sonnenschein gewonnenen Solarstrom vorübergehend zu speichern und dann nachts abgeben zu können.
Erstmeldung 8.37 Uhr, zuletzt aktualisiert 15.15 Uhr