Berlin - Im Alter von 15 Monaten erkrankte Annabel an Leukämie - dank einer Stammzellen-Spende überlebte sie. Nun haben die heute Vierjährige und ihre Familie den bislang anonymen Spender zum ersten Mal getroffen.

Als Annabel (4) und Fabian Dancker (38) endlich voreinander stehen, passiert für eine kurze Weile erst mal gar nichts.

Schüchtern und mit etwas Abstand schaut die Vierjährige ihren Lebensretter an. "Endlich ein Gesicht dazu", sagt der 38-Jährige. Dann löst sich die Anspannung. Annabels Mutter Anne Rogotzki läuft auf Fabian Dancker zu und schließt ihn fest in die Arme.

Zwei Jahre mussten Annabel und ihre Eltern Anne und Marc Rogotzki warten, bis sie den Mann, der ihrer Tochter die lebensrettenden Stammzellen spendete, das erste Mal persönlich treffen dürfen. Die DKMS, die Stammzellen in die ganze Welt vermittelt, schreibt eine mindestens zweijährige Anonymitäts-Frist vor.

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Das Treffen findet an einem ungewöhnlichen Ort statt: dem Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (67). Annabels Vater ist Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes. Steinmeiers Frau Elke Büdenbender (61) rührte das Schicksal der Familie und war bei dem Kennenlernen dabei.

Sie könne die Dankbarkeit, die sie empfinde, nur schwer in Worte fassen, sagt Anne Rogotzki kurz nach dem Treffen und versucht ihre Tränen zurückzuhalten. Die Idee, Blumen mitzubringen, hätten sie und ihr Mann schnell wieder verworfen: Es würde dem, was Fabian Dancker für sie und ihre Familie getan habe, nicht gerecht.

Fabian Dancker kann seine Gefühle nur schwer in Worte fassen. "Im Vorfeld war ich sehr aufgeregt", sagt er. Er freue sich sehr, Annabel und ihre Eltern, die inzwischen eine zweite Tochter haben, kennenzulernen und zu sehen, wie gut es Annabel gehe.

Das Mädchen ist ausgesprochen quirlig. Die Vierjährige schäkert mit den Anwesenden, lacht viel und turnt herum. "Ich kann auch schon einen Purzelbaum", sagt sie stolz und zeigt das auf dem perfekt gemähten Schlossrasen.

Im Alter von nur 15 Monaten wurde bei Annabel, die mit ihrer Familie in Berlin lebt, im Herbst 2020 Leukämie diagnostiziert. Schnell stellte sich heraus, dass sie auf eine Stammzellen-Spende angewiesen war.

Im weltweiten Suchlauf wurde Fabian Dancker, der mit seiner schwangeren Frau im Siegerland lebt, als passendes Match identifiziert. So erhielt Annabel fünf Monate nach der Krebsdiagnose die rettende Stammzellen-Spende.

Rund 700 Kinder erhalten in Deutschland laut DKMS jedes Jahr eine Blutkrebsdiagnose. Den Angaben zufolge sterben jährlich etwa 19.500 Menschen in Deutschland an der Krankheit. Die Übertragung von gesunden Blutzellen ist oft die einzige Überlebenschance.

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Die Suche nach einem passenden Spender ist allerdings schwierig. Denn um das passende "Match" zu finden, müssen die Gewebemerkmale - sogenannte HLA-Merkmale - auf der Oberfläche der Körperzellen möglichst identisch sein. Die HLA-Merkmale haben aber über 30.000 Varianten und können in Abermillionen unterschiedlichen Kombinationen auftreten.

Im vergangenen Jahr vermittelte die DKMS eigenen Angaben zufolge weltweit 7700 Spenden, 5400 der Spender kamen aus Deutschland. Mehr als 7,5 Millionen Menschen seien als Stammzellenspender registriert.