Das war das "Pop-Kultur"-Festival 2025: Auf-die-Fresse-Feminismus und die Stars von Morgen

Berlin - Das "Pop-Kultur Festival" brachte vom 25. bis zum 30. August die wichtigsten Themen, Trends und die heißesten Newcomer der Musikhauptstadt Berlin auf die Bühne. Ein Fokus lag auf den im männerdominierten Musikgeschäft oft übersehenen Perspektiven. TAG24 war dabei.

In der Alten Kantine auf dem Gelände der Kulturbrauerei präsentierte YungFSK18 Partyrap mit Message.
In der Alten Kantine auf dem Gelände der Kulturbrauerei präsentierte YungFSK18 Partyrap mit Message.  © vannissage

Freitagabend in der Alten Kantine auf dem Gelände der Kulturbrauerei: Auf der Stage steht YungFSK18 (30) und stimmt gerade ihren neuesten Hit "Assisexuell" an - ein Manifest sexueller Selbstbestimmung, irgendwo zwischen Atzenrap, Antifa und Third-Wave-Feminismus.

Vor der Bühne: keine Oben-ohne-Typen, die sich pogend Bier über die Köpfe kippen, sondern vor allem junge Frauen, daneben auch viele queere Personen, die Zeilen wie "Assisexuell, Jogginganzug, Brille schnell / Assisexuell, nein, ich trag' kein Chanel" frenetisch mitrappen und jede Twerking-Einlage der aus Halle/Saale stammenden Rapperin mit Jubel quittieren.

YungFSK18 macht Partyrap mit antibürgerlicher Message und großer Klappe - und zeigt dabei, dass auch Frau lustvoll prollig sein kann. Das ist oft ziemlich witzig, etwa wenn die 30-Jährige im Klassiker "Samenraub" - zusammen mit Ghetto B. und Admiral Klatsch - Zeilen wie "Morgen muss ich zum Tierarzt, ich werd' 'nen miesen Kater haben" rappt.

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Ein Schwerpunkt des diesjährigen "Pop-Kultur"- Festivals lag darin, solche Perspektiven zeitgenössischer Popmusik sichtbar zu machen, gleichzeitig aber eben auch solche Räume zu schaffen, in denen diese in sicherem Rahmen stattfinden können.

An den sechs Festivaltagen standen Austausch und das gemeinsame musikalische Erleben im Vordergrund - und das möglichst diskriminierungs- und barrierefrei. Das Silent Green Kulturquartier und umliegende Clubs im Wedding und in Kreuzberg sowie die Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg wurden zu Spielstätten für Live-Konzerte, DJ-Sets, experimentelle Musikformate, Talks, Workshops und Networking.

Am Freitag und Samstag waren die neuesten Trends und Talente der heutigen Popmusik in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg zu erleben.
Am Freitag und Samstag waren die neuesten Trends und Talente der heutigen Popmusik in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg zu erleben.  © Marie Lehmann

"Pop-Kultur" in Berlin: Apsilon begeistert das Publikum

Rapper Apsilon begeisterte die Crowd am späten Freitagabend im Kesselhaus.
Rapper Apsilon begeisterte die Crowd am späten Freitagabend im Kesselhaus.  © Yvonne Hartmann

Auf der Bühne standen unter anderem Künstler und Künstlerinnen wie Eli Preiss, Boondawg, Die Nerven, Efterklang und Los Bitchos. Zu den meist erwarteten Acts gehörte in diesem Jahr sicher auch der Rapper Apsilon (28) aus Moabit.

Es ist etwas später am Freitagabend, 22.50 Uhr: Ein hochgewachsener junger Mann, dem die dunklen Locken in die Stirn fallen, betritt die Bühne im Kesselhaus. Der Saal ist gerammelt voll, nicht wenige können jede Zeile der Hits wie "Sport", "Köfte" oder "Reiche Freunde" mitrappen.

Als Apsilon seinem unveröffentlichten Song "Sommermärchen" spielt, wird es ganz still im Publikum. Darin erzählt der Berliner mit türkischen Wurzeln von seinem neunjährigen Ich, das sich im Jahr 2006 ein Ballack-Trikot wünscht, während ein Teil des Landes sich im kollektiven Fußballrausch befindet - und ein anderer die vom NSU ermordeten Verwandten und Freunde betrauert.

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Bei der Zugabe "Baba" - Apsilons wohl bekanntestem Song - haben gestandene Männer Tränen in den Augen. Spätestens jetzt ist man sich sicher: Der wird noch einmal ganz groß. Die Superstars von morgen - auch sie gab es auf dem "Pop-Kultur"-Festival zu sehen.

Titelfoto: vannissage, Yvonne Hartmann (Bildmontage)

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