Flüchtlingshelfer wird am Berliner Hauptbahnhof abgewiesen, der Grund ist erschütternd

Berlin - Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind Millionen Menschen auf der Flucht. Tagtäglich kommen zahlreiche Flüchtlinge mit Zügen am Berliner Hauptbahnhof an und werden von vielen (freiwilligen) Helfern in Empfang genommen.

Am Berliner Hauptbahnhof kommen täglich zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine an, die von Helfern mit Nahrungsmitteln und Kleidung versorgt werden.
Am Berliner Hauptbahnhof kommen täglich zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine an, die von Helfern mit Nahrungsmitteln und Kleidung versorgt werden.  © Hannibal Hanschke/dpa

Zu diesen helfenden Händen gehörte auch ein Mann aus dem Bezirk Moabit, der einem Flüchtenden sogar ein Zimmer stellte. Auch am Folgetag gehörte er wieder zu den Helfern.

Als er dann am Freitag einer weiteren Familie gern sein Schlafzimmer zur Verfügung stellen wollte, wurde er aber plötzlich von Polizisten abgewiesen, weil er merkwürdig wirke, wie er bei Twitter schilderte. Schlimmer noch, die Beamten der Bundespolizei hätten gar den Verdacht gehegt, dass er ein Zuhälter sein könnte.

Der freiwillige Helfer verstand die Welt nicht mehr, bis er eine schockierende Mitteilung in den sozialen Medien entdeckte, die in mehreren Sprachen veröffentlicht wurde: Es gibt tatsächlich Menschen, die die Not und das Elend der Flüchtlinge auf widerwärtige Weise ausnutzen wollen!

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In der Warnung vor möglichen Missbrauchsversuchen heißt es, dass sich "Leute" an die freiwilligen Helfer gewandt hätten, die für die Vermittlung von Frauen und/oder Kindern Geld geboten hätten.

Die Tweets des Freiwilligen

Männer sollen am Berliner Hauptbahnhof gezielt nach jungen Frauen und Kindern gefragt haben

Dieser Warnhinweis vor möglichen Missbrauchsversuchen am Hauptbahnhof ist in den sozialen Medien verbreitet worden.
Dieser Warnhinweis vor möglichen Missbrauchsversuchen am Hauptbahnhof ist in den sozialen Medien verbreitet worden.  © Hannibal Hanschke/dpa, Twitter/MehraRon (Bildmontage)

Eine Helferin berichtete B.Z. von Männern, die gezielt nach jungen Frauen oder Frauen mit Kindern gefragt hätten.

"Es sind uns teilweise auch einzelne Männer aufgefallen, die Süßigkeiten verteilten, aber wenn wir sie ansprachen, verschwanden sie", erzählte sie dem Blatt.

Mit dem Platzverweis für den Mann aus Moabit hat die Polizei aber wohl ein Eigentor geschossen, denn der Abgewiesene bezeichnete sich selbst als homosexuell und schwerbehindert: "Ja ich stehe schief, ja ich humpele, ja ich zucke wegen Schmerzen usw.", ließ er wissen.

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Und dennoch sei er trotz seiner Schmerzen zum Hauptbahnhof gefahren, um zu helfen. "Einen Menschen mit Behinderung der homosexuell ist, Zuhälterei zu unterstellen, ist nicht in Worten zu beschreiben", beklagte er sich.

Allerdings hat das konsequente Vorgehen der Beamten auch einen traurigen Hintergrund: Am 1. Oktober 2015 verschwand der vierjährige Mohamed vor der zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge in Berlin-Moabit, als seine Mutter ihn für einen kurzen Augenblick aus den Augen verlor. Er fiel in die Hände des mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilten Kindermörders Silvio S., der den Jungen missbrauchte und ermordete.

Titelfoto: Hannibal Hanschke/dpa, Twitter/MehraRon (Bildmontage)

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