Wie eine Raupe die halbe Stadt lahmlegt
Von Anja Sokolow
Alles in Kürze
- Eichenprozessionsspinner sorgen für Einschränkungen in Berlin
- Spielplätze und Sportanlagen teilweise gesperrt
- Raupen sind gesundheitsgefährdend für Menschen
- Bezirke haben kein gemeinsames Konzept zur Bekämpfung
- Kosten für Absaugen der Nester können im vierstelligen Bereich liegen
Berlin - Das Training fällt aus und Spielplätze sind gesperrt: Der Eichenprozessionsspinner sorgt in Berlin teilweise für massive Einschränkungen.

Die Reaktionen der Bezirke reichen von punktuellen Absperrungen bis hin zu monatelangen Schließungen ganzer Anlagen, wie Mitarbeiter in den Bezirksämtern berichten. Ein Konzept für die ganze Stadt gibt es bisher nicht.
Während einige Bezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick bislang keine vollständigen Sperrungen vornehmen mussten, sahen sich andere gezwungen, Sport- und Spielplätze zu schließen - und das zum Teil gleich mehrere Wochen.
Dadurch konnten Trainings nicht wie geplant stattfinden, da teilweise Ersatzflächen in den Bezirken fehlten. Auch eine Sporthalle war nicht nutzbar, da ein befallener Baum im Eingangsbereich steht.
Eichenprozessionsspinner sind laut Gesundheitsverwaltung für Menschen gesundheitsgefährdend. Die feinen Brennhaare der Raupen enthalten ein Nesselgift, das entzündliche Reaktionen mit Juckreiz und Hautentzündungen, Augenreizungen oder Augenentzündungen auslöst.
Das Einatmen der Brennhaare reize auch die Nase, den Hals und die Bronchien. Bei einer entsprechenden Vorbelastung kann es zu Atemnot kommen.

Reinickendorfs Bezirksstadträtin Julia Schrod-Thiel fordert "gesamtstädtisches Konzept" zur Bekämpfung

Die gängigste Maßnahme zur Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner ist in Berlin die Absaugung der Nester durch spezialisierte Fachfirmen. Doch bei den Firmen gibt es laut einem Sprecher des Bezirksamtes Neukölln Engpässe, was die teils längeren Sperrungen erklärt.
Laut der Reinickendorfer Bezirksstadträtin für Umwelt, Julia Schrod-Thiel (CDU) können die Kosten für das Absaugen - abhängig vom Standort des Baumes, dessen Höhe sowie dem Ausmaß des Befalls - im drei- bis vierstelligen Eurobereich pro Baum liegen.
"Aus Sicht des Bezirksamtes kann zur wirksamen Eindämmung des Eichenprozessionsspinners lediglich ein gesamtstädtisches Konzept zielführend sein", betont sie.
Laut Berliner Pflanzenschutzamt wurden die Raupen der Eichenprozessionsspinner im Land Berlin erstmalig 2004 auffällig. "Seitdem breiten sie sich im Stadtgebiet von West nach Ost aus, wobei sie 2007 den 'Sprung' über die Spree Richtung Treptow-Köpenick machten", heißt es auf den Internetseiten des Amtes.
Seit dem Jahr 2012 werden demnach in allen Berliner Bezirken Raupen, Nester und Falter in unterschiedlicher Stärke beobachtet.
Titelfoto: Marion van der Kraats/dpa-Zentralbild/dpa, Lisa Ducret/dpa (Bildmontage)