"Stille Straße 10": Hausbesetzer-Senioren kämpfen wieder um ihren Freizeittreff

Von Anja Sokolow

Berlin - Die als Hausbesetzer bekannten Senioren aus der Begegnungsstätte "Stille Straße 10" in Berlin-Pankow stehen erneut vor einer ungewissen Zukunft.

Die Hausbesetzer-Senioren sind erneut im Kampfmodus. (Archivfoto)
Die Hausbesetzer-Senioren sind erneut im Kampfmodus. (Archivfoto)  © Christoph Soeder/dpa

Nach 13 Jahren stellt die Volkssolidarität zum Jahresende die Förderung der Begegnungsstätte ein. Ab Januar 2026 möchte der Förderverein Stille Straße 10 den Betrieb eigenverantwortlich weiterführen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung.

"Wir sind erneut im Kampfmodus. Wir haben alles, viel Mut, Erfahrungen, Management in der Selbstverwaltung, nur das Geld reicht nicht. Wir müssen die 15.000 Euro der Volkssolidarität ausgleichen", erklärte Eveline Lämmer vom Vorstand der Begegnungsstätte.

Im Sommer 2012 hatten die Senioren 112 Tage die Villa besetzt, um ihren Freizeittreff vor der Schließung zu retten. Mit Erfolg: Sie konnten das Haus weiter nutzen, aber ohne langfristige Planungssicherheit.

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Internationale Medien berichteten damals über die Hausbesetzer-Senioren. Nach der Besetzung unterstützte die Volkssolidarität die Einrichtung mit Personal und finanziellen Mitteln. Die Angebote vor Ort wurden jedoch stets ehrenamtlich vom Förderverein organisiert - mithilfe zahlreicher Kooperationspartner, Künstler und engagierter Bürger.

"Wir haben 13 Jahre bewiesen, dass wir einen langen Atem haben", sagt Ingrid Pilz, eine der ehemaligen Besetzerinnen. "Jetzt wollen wir die Begegnungsstätte in Eigenregie weiterführen." Ein Konzept für eine offene, interkulturelle Seniorenbegegnungsstätte liege bereits vor.

Aktionstag am Samstag

Die Villa wurde 112 Tage lang besetzt. (Archivfoto)
Die Villa wurde 112 Tage lang besetzt. (Archivfoto)  © Christoph Soeder/dpa

Auch die Volkssolidarität würdigt das Engagement des Vereins. Vorstandsvorsitzende Susanne Buss betont: "Es verdient großen Respekt, den Mut aufzubringen, nun die volle Verantwortung zu übernehmen."

"Wir haben große Unterstützung erfahren, für die wir sehr dankbar sind. Zugleich haben wir Verständnis für die veränderte Haushaltslage, die diesen Schritt notwendig macht", erklärte Eveline Lämmer.

Für die Zukunft des Hauses ist die Zustimmung des Bezirksamts und der Bezirksverordnetenversammlung erforderlich. Um Unterstützung zu mobilisieren, lädt der Förderverein am Samstag alle interessierten Menschen um 16 Uhr zu einem Aktionstag in die Stille Straße 10 ein. Auch Spenden sind willkommen.

Titelfoto: Christoph Soeder/dpa

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