Brücken-GAU in Berlin: Darum sind viele Bauwerke so marode
Von Matthias Arnold
Berlin - Die kurzfristige Sperrung und der Abriss der Ringbahn- sowie der Westendbrücke auf der A100 haben vielen Berlinern drastisch vor Augen geführt, wie schlecht es um viele Hauptstadtbrücken bestellt ist.
Es folgten im Jahresverlauf Einschränkungen auf der A100-Brücke über die Mecklenburger Straße sowie die Sperrung einer Straßenbrücke an der Wuhlheide.
Die Gründe für den sanierungsbedürftigen Zustand dieser und vieler weiterer Bauten sind vielfältig. Bei den Autobahnbrücken im Berliner Westen sei die Verkehrslast ausschlaggebend gewesen, sagt Gino Ebell, Brückenfachmann bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung.
Ein Sprecher der bundeseigenen Autobahn-Gesellschaft betont, die Brücken seien Anfang der 60er-Jahre für eine Verkehrslast gebaut worden, die bei etwa 20 Prozent der Bedingungen zuletzt liege.
Die übermäßige Belastung hat dazu geführt, dass sich die Lebenszeit der Bauwerke deutlich verringert hat.
Bei anderen Brücken sei es das Material, sagt Ebell, "etwa Spannstähle oder Betonzuschlagstoffe, die sich als problematisch erwiesen haben". Die Schäden seien häufig bereits bei der Erstellung der Bauwerke entstanden. "Sie sind in Teilen schon schadhaft ins Rennen gegangen. Diese Schadensszenarien fallen nun zeitlich alle zusammen."
Sanierung läuft seit Jahren schleppend
Die Probleme sind meist lange bekannt. Schon vor mehreren Jahren kritisierte der Landesverband des ADAC die schleppenden Sanierungspläne für zahlreiche Brückenbauwerke in Berlin. Die Zuständigkeiten dafür sind unterschiedlich verteilt.
Rund 260 Hauptstadtbrücken gehören dem Bund. Für sie ist deshalb die Autobahn-Gesellschaft zuständig. Mehr als ein Drittel dieser Bauten ist der Gesellschaft zufolge in keinem guten Zustand.
Ungefähr 50 Brücken muss sie derzeit statisch nachvermessen. Hunderte weitere Brücken liegen in der Verantwortlichkeit des Landes Berlin. Auch hier ist der Sanierungsbedarf aus Sicht von Fachleuten hoch.
Der Neubau der Ringbahnbrücke hat bereits begonnen. Heute soll der Spatenstich für die Westendbrücke erfolgen. Im Sommer 2027 sollen beide Bauwerke gleichzeitig für den Autoverkehr freigegeben werden.
Titelfoto: Hannes P Albert/dpa

