Schlesinger-Affäre: Zahlte RBB Tausende Euro an Freund von Grünen-Politikerin?

Berlin - Patricia Schlesinger (61), früher Intendantin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), soll sich angeblich viel Beratung geholt haben. Dazu habe sie einen Berater-Deal mit dem damaligen Lebensgefährten der Grünen-Politikerin Ramona Pop (45) vereinbart - und zwar für 1000 Euro pro Tag.

Patricia Schlesinger (61) musste von der ARD- und RBB-Spitze zurücktreten.
Patricia Schlesinger (61) musste von der ARD- und RBB-Spitze zurücktreten.  © Britta Pedersen/dpa

Es gibt neue Enthüllungen um mögliche Vetternwirtschaft beim RBB. Wie Business Insider berichtet, habe der Öffentlich-Rechtliche Sender 2017 Bernhard Schodrowski (55) als externen Berater engagiert.

Schodrowski war zum besagten Zeitpunkt mit Ramona Pop, damals Berliner Wirtschaftssenatorin, liiert. Inzwischen ist sie die Vorsitzende des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Schodrowski, der 2016 seinen Job als stellvertretender Senatssprecher in Berlin verlor, und Schlesinger sollen laut "Business Insider" erstmals im Mai 2017 über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen haben. Der Plan: Für einen Tagessatz von 1000 Euro könnte er den RBB mit "wichtigen Persönlichkeiten der Hauptstadt" vernetzen.

Berlin: Erst IT-Panne, dann Gewitterwarnung: Betrieb am Flughafen BER läuft
Berlin Erst IT-Panne, dann Gewitterwarnung: Betrieb am Flughafen BER läuft

Dem Bericht zufolge habe es eine mündliche Vereinbarung gegeben, jedoch nie einen Beratervertrag. Trotzdem überwies der Sender ihm fast 15.000 Euro.

Ramona Pop erinnert sich nicht an einen solchen Vorgang

Die Berliner Ex-Senatorin Ramona Pop (45, Grüne) ist inzwischen Chefin der Verbraucherzentralen.
Die Berliner Ex-Senatorin Ramona Pop (45, Grüne) ist inzwischen Chefin der Verbraucherzentralen.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Über ihren Anwalt ließ Schlesinger dem "Business Insider" dazu mitteilen: "Meine Mandantin hörte bei Dienstantritt von allen Seiten, dass der RBB in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung des Sendegebietes quasi nicht vernetzt war, was als großes Manko kritisiert wurde."

Schlesinger habe das "im Interesse des Senders geändert und ihn durch die Kontaktaufnahme zu ihrerseits wiederum gut vernetzten Repräsentanten aus diesen Bereichen gestärkt".

Aus Akten gehe hervor, dass der Sender verschiedene Vorschläge von Schodrowski allerdings nicht umsetzte. Etwa seine Idee, auf der Dachterrasse des RBB-Fernsehzentrum (ehemals: SFB-Fernsehzentrum) im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf ein Event zu veranstalten.

Berlin: Aufatmen bei Bahnreisenden: Bald kein Funkloch mehr auf Weg zur Ostsee
Berlin Aufatmen bei Bahnreisenden: Bald kein Funkloch mehr auf Weg zur Ostsee

Welche Rolle spielt Pop? Als Schodrowski die üppigen Honorare kassierte, waren er und die Grünen-Politikerin wie gesagt ein Paar.

Kurz bevor es zu seinen lukrativen Einnahmen als neuer Berater kam, habe Pop vorgeschlagen, dass RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf (78) neuer Aufsichtsratschef der Messe Berlin wird. Wolf seinerseits habe wiederum den Kontakt zwischen Schodrowski und Schlesinger hergestellt.

Auf eine Anfrage des "Business Insider" zu den personellen Verflechtungen antwortete Pop dem Nachrichtenportal, dass sie sich "nicht erinnere, einen solchen Beratervertrag gekannt zu haben". Sie könne das Ganze daher auch nicht weiter bewerten.

Inmitten des RBB-Skandals gibt es neue Vorwürfe zur Personalpolitik der abberufenen Intendantin Patricia Schlesinger.
Inmitten des RBB-Skandals gibt es neue Vorwürfe zur Personalpolitik der abberufenen Intendantin Patricia Schlesinger.  © Carsten Koall/dpa

Pop gab an, ihre Position "zu keinem Zeitpunkt ausgenutzt" zu haben, "um anderen Vorteile zu verschaffen".

Titelfoto: Carsten Koall/dpa, Britta Pedersen/dpa

Mehr zum Thema Berlin: