Vom Regen in die Traufe? Sie soll nach Schlesinger-Affäre beim rbb aufräumen
Berlin/Potsdam - Seit der fristlosen Entlassung von Patricia Schlesinger (61) steht der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) quasi ohne Führung da. Am Mittwoch soll der Rundfunkrat in Potsdam endlich einen Interims-Intendanten wählen.
Wobei "wählen" in diesem Fall wohl der falsche Ausdruck ist. Im Prinzip bekommen die Mitarbeiter mehr oder weniger eine neue Chefin vor die Nase gesetzt, denn wie die "Bild" berichtet, gibt es nur eine einzige Kandidatin bei dieser "Wahl", die ab 16 Uhr über die Bühne gehen soll, und zwar Katrin Vernau.
Die 49-Jährige ist seit 2015 Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und gilt laut dem Boulevardblatt als rechte Hand von WDR-Intendant Tom Buhrow (63).
Der will die schwäbische Wirtschaftswissenschaftlerin für ein Jahr freistellen, damit sie beim krisengeschüttelten rbb aufräumen kann. Immerhin hat die Ökonomin nach eigener Aussage in Potsdam promoviert. Doch das ist auch schon alles, was sie mit der Region verbindet.
Ihr Wirkungskreis beschränkte sich bisher nur auf den Westen Deutschlands und Städte wie Ulm, Köln und Hamburg.
Katrin Vernau verantwortlich für Management von kostspieligem Neubau des WDR-Filmhauses in Köln
Vernau ist Managerin durch und durch, sie sieht als Unternehmensberaterin stets das Finanzielle im Vordergrund. Bei ihrer Bewerbungsrede brüstet sie sich laut der "Bild" damit, dass sie in Köln "500 Stellen in der WDR-Verwaltung abgebaut" hat. Sie verfüge über 16 Jahre Erfahrung in der obersten Führungsebene.
Das Menschliche bleibt dabei aber wohl auf der Strecke, denn mit Gewerkschaften und Mitarbeitern steht sie eher auf Kriegsfuß. Die WDR-Tarifverhandlungen ließ sie wegen einer monatlichen Homeoffice-Pauschale von 250 Euro platzen, wie sie selbst eingestand.
Allerdings habe sie keine Probleme mit Bonus-Zahlungen für die Bosse, solange diese nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Und noch ein dunkler Schatten liegt auf ihrer WDR-Vergangenheit: Sie war verantwortlich für das Management vom Neubau des WDR-Filmhauses in der Kölner Innenstadt. Das Prestigeobjekt kostete am Ende stolze 250 Millionen Euro.
Das erinnert doch alles ein wenig an ihre geschasste Vorgängerin, denn auch Schlesinger wollte für den rbb eine neue protzige Sendezentrale errichten. Vernau will das "Digitale Medienhaus" nun nach eigener Aussage "auf den Prüfstand stellen" - sofern sie gewählt wird, doch daran führt wohl kein Weg vorbei.
Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa, WDR/Annika Fußwinkel (Bildmontage)