Trotz 53 Mio. Euro teurer Sanierung! Alte Aktienspinnerei wird für Rollstuhlfahrer zum Problem
Chemnitz - Die Alte Aktienspinnerei am Schillerplatz ist nach mehr als sechs Jahren Bauzeit ein Schmuckstück geworden. Doch für Behinderte und Familien mit Kinderwagen entpuppt sich das Umfeld der 53 Millionen Euro teuren Unibibliothek als Sackgasse, die an einer Treppe ohne Rampe endet.

Wer von der Straße der Nationen am Haupteingang vorbei in Richtung Brühl will, steht an der Karl-Liebknecht-Straße vor Stufen, die mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen nicht passierbar sind.
"Das ist diskriminierend", findet Horst Wehner (68), Landesvorsitzender des Sozialverbandes VdK Sachsen, der selbst im Rollstuhl sitzt.
"Um am Fuß der Treppe anzukommen, müssen Rollstuhlfahrer zurück zur Straße der Nationen, bis zur Georgstraße und dann wieder die Karl-Liebknecht-Straße entlang", moniert OB-Kandidat Lars Fassmann (43, parteilos). "Der Umweg ist 562 Meter lang."
Auch Ralph Beckert (43), VdK-Landesgeschäftsführer, übt Kritik: "Mit einer besseren Absprache zwischen dem Land als Bauherr und der Stadt, die später den Vorplatz gestaltet, wäre eine Rampe sicher möglich gewesen. Der Platz ist da, aber auf einem Grundstück der Stadt."
Das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) verweist auf einen barrierefreien Weg, der die Passage hinter dem Gebäude ermöglicht: "Auf der Nordseite ist ein barrierefreier Weg vom Brühl zur Straße der Nationen über den Lesegarten vorhanden", so SIB-Sprecher Alwin-Rainer Zipfl.



Der VdK will eine abschließende Bewertung nach der Eröffnung am 1. Oktober vornehmen. "Da gibt es eine Begehung mit der AG barrierefreies Bauen", so Beckert.
Titelfoto: Ralph Kunz