Wiederauferstehung einer Chemnitzer DDR-Kult-Disse: Hier wird vier Tage lang gefeiert

Chemnitz - Der Jugendklub "Würfel" in der Wilhelm-Firl-Straße in Chemnitz war in den 1980er Jahren Kult - am Donnerstag öffnet er für vier Tage wieder: mit schwarzen Wänden, dem Würfel über der Tanzfläche und ganz vielen Erinnerungen und Fundstücken, die von der Würfel-Crew zusammengetragen wurden.

Michael Richter (62, l.) und Tilo Fischer (56) mit dem Logo des Klubs, das für vier Tage wieder sichtbar wird.  © Kristin Schmidt

Das Programm spiegelt den Klub-Kosmos von einst: am Freitag Jazz beim Wohnzimmerkonzert mit Pascal von Wroblewsky, am Samstag kehrt Dirk Zöllner (63) nach 36 Jahren auf die Würfel-Bühne zurück.

Am Samstag tanzen ehemalige Stammgäste durch eine Klubnacht. Am Sonntag von 13 bis 17 Uhr wird eine Fotoausstellung über die Klubgeschichte gezeigt, ab 17 Uhr liest Schriftstellerin Particia Holland Moritz (58).

Schon jetzt ist klar: Die vier Tage werden bleibende Spuren hinterlassen.

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"Das Projekt hat eine Dynamik entwickelt, die wir nicht vorhergesehen haben. Wir haben Reaktionen aus ganz Deutschland, Paris, London, New York und Schweden bekommen", sagt Regisseurin Sabine Barth (56), die Ende der 80er zu den Stammgästen und seit Februar zu den Organisatoren des Comebacks gehört.

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In den leer stehenden "Würfel" zieht ab Donnerstag noch mal Leben ein.  © Kristin Schmidt
Michael Richter (62, l.) und Tilo Fischer (56) mit dem Logo des Klubs, das für vier Tage wieder sichtbar wird.  © Kristin Schmidt

Fotos von damaligen Besuchern werden präsentiert

Sabine Barth (56) putzte vor der Wiedereröffnung die Scheiben blank.  © Kristin Schmidt

"Nach unserem Aufruf gingen mehr als 1500 Fotos ein, die die Geschichte des Würfels erzählen. 60 haben wir für die Ausstellung ausgewählt, weitere werden ihren Platz online finden."

Tilo Fischer (56), ehemals Klubrats-Mitglied, baute ein Anschauungsstück der alten Lichtanlage nach, für die in den 1980er Jahren aufgeschnittene Dosen von Action-Haarspray Verwendung fanden. Ebenfalls zu sehen: Der verschollen geglaubte Stempel mit dem von Steffen Volmer (70) designten Klub-Logo.

Das zusammengetragene Würfel-Archiv, das ein Stück Stadtkultur und das Lebensgefühl von damals speichert, soll digital unter wuerfeltreff.de fortbestehen. "Außerdem sind wir mit dem Vita-Center im Gespräch, ob die Fotoausstellung dort gezeigt werden könnte."

Der Nachbau zeigt, wie aus einer Dose "Action"-Haarspray ein Scheinwerfer gebastelt wurde.  © Tilo Fischer

Jugendclub aus Fertigteilen

Auch für Kinder war in den 80ern im und vor dem Jugendklub immer was los.  © Würfel-Archiv

Der "Würfel" war einer von vier als Typenbau errichteten Fertigteil-Jugendklubs im Wohngebiet "Fritz Heckert" mit einer offiziellen Platzkapazität von 60 Gästen.

Zuletzt wurde das Haus als Bürgertreff genutzt.

Anfang 2025 musste der Verein "Bei Heckerts" wegen der Baufälligkeit der Räume ausziehen. Seitdem steht die Immobilie leer.

Eigentümer ist nach wie vor die Stadt, die für eine umfassende Sanierung kein Geld hat. "Eine Nutzung ist aktuell nicht vorgesehen", heißt es aus dem Rathaus.

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