Nussknacker Wilhelm fliegt ins All und wirbt für Kulturhauptstadt

Seiffen/Chemnitz - Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge sorgt bald auch im All für Weihnachtsflair. Ende August ist ein Nussknacker aus Seiffen zur ISS geflogen.

Ideengeber Ronny Hoyer (l.) und Holzspielzeugmacher Markus Füchtner (r.) halten den Nussknacker Wilhelm (Aufnahmedatum und Ort unbekannt). Ende August ist der Nussknacker aus Seiffen zur ISS geflogen.  © Jan Görner/Copy Meet The Nutcracker/dpa

Er gehört zum Gepäck des Astronauten Matthias Maurer, der am Sonntag (31. Oktober um 7.21 Uhr unserer Zeit) zu seiner Mission "Cosmic Kiss" aufbricht. Dabei wird er auf den Reisenussknacker Wilhelm treffen, der schon in rund 40 Ländern unterwegs war und nun im Orbit die Erde umkreist.

"Das ist alles so unwahr", bekennt Markus Füchtner. Der 40-Jährige ist Holzspielzeugmacher in Seiffen und hat Wilhelm vor einigen Jahren für die Weltreise eines Freundes in seiner Werkstatt geschaffen.

Seine Familie fertigt schon seit Generationen Holzspielzeug; einst als Broterwerb im Winter, heute im Hauptberuf. 1870 soll Füchtners Ur-Ur-Ur-Großvater den ersten erzgebirgischen Nussknacker gefertigt haben, wie sie heute in aller Welt neben Räuchermännern und Pyramiden für das Erzgebirge stehen. Nach ihm ist Wilhelm benannt.

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Im All ist der hölzerne Erzgebirger Botschafter der Kulturhauptstadt Europas 2025. Den Titel hat Chemnitz vor einem Jahr nach Sachsen geholt. Mit der Nussknacker-Aktion soll auf die Macher-Tradition und den kreativen Erfindergeist in der Region verwiesen werden, erklärte Alexander Ochs.

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Astronaut Maurers Start wird am Sonntag im Erzgebirge live verfolgt

Der Nussknacker Wilhelm steht im August 2019 in Uganda.  © Füchtner/Copy Meet The Nutcracker/dpa

Der Berliner Kunstexperte ist Kurator des Projekts "Purple Path" - ein Kunst- und Kulturpfad, der von Chemnitz aus durch mehr als 30 Orte im Umland führen wird. Es gehe darum, verschiedene Identitäten und Zeiten zusammenzubringen, sagte Ochs der Deutschen Presse-Agentur. Die Weltraummission des Nussknackers stehe dafür beispielhaft.

Mit seiner Reise ins All tritt der Mini-Nussknacker in die Fußstapfen anderer bekannter Figuren wie dem Sandmann sowie der Maus und dem Elefant aus der ARD-Kinderserie. "Mein Wunsch ist, dass Wilhelm per Video die ganze Welt aus dem All grüßt", sagt Füchtner.

"Und dass so die Werte des Erzgebirges von Weltoffenheit, Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit vermittelt werden." Viele Menschen würden mit Sachsen inzwischen "nichts Gutes" verbinden, beklagt der 40-Jährige. "Vielleicht kann Wilhelm wieder einiges ins richtige Licht rücken."

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Maurers Start am Sonntag wird daher im Erzgebirge live verfolgt. Im Spielzeugdorf Seiffen wird dazu eine LED-Wand aufgebaut, musiziert und eine Andacht in der Bergkirche gehalten. Weil die Teilnehmerzahl coronabedingt begrenzt ist, wird das Ganze auch per Livestream im Internet übertragen.

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