Nach Macheten-Attacke in Chemnitzer Park: Finger weiterhin spurlos verschwunden

Chemnitz - Ein unfassbares Verbrechen erschüttert Chemnitz: Mehrere vermummte Personen sollen am helllichten Tag den polizeibekannten Neonazi Alexander W. (28) im Stadtpark überfallen haben. Dabei wurden ihm offenbar mit einer Machete Finger der linken Hand abgehackt. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) beim Landeskriminalamt ermittelt.

Der Angriff passierte in Höhe der Tennisplätze im Chemnitzer Stadtpark.
Der Angriff passierte in Höhe der Tennisplätze im Chemnitzer Stadtpark.  © Harry Härtel/Haertelpress

Tatort war nahe der Helbersdorfer Straße 180, direkt an den Tennisplätzen. Kurz nach 15 Uhr sollen die Vermummten den Mann im Stadtpark abgefangen und brutal verstümmelt haben. Danach seien sie in unbekannter Richtung geflüchtet.

So jedenfalls lauten die Angaben des Opfers. LKA-Sprecher Tom Bernhardt (53) widersprach dieser Schilderung am Mittwoch nicht.

Die Finger sind aber offenbar spurlos verschwunden. Dutzende Polizisten suchten am Mittwoch im Stadtpark nach den Gliedmaßen, durchkämmten dafür Wald und Flur. Auch alle Mülleimer in der Umgebung wurden durchwühlt.

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Bislang ohne Erfolg. Möglicherweise nahmen die Täter W.s Finger als Trophäe mit.

Dutzende Polizisten suchten am Mittwoch im Chemnitzer Stadtpark nach den Gliedmaßen.
Dutzende Polizisten suchten am Mittwoch im Chemnitzer Stadtpark nach den Gliedmaßen.  © Harry Härtel/Haertelpress

Alexander W. soll erst kürzlich nach Chemnitz gezogen sein

Die Polizei schließt jedenfalls einen politischen Tatbezug nicht aus.

Alexander W. stammt aus Dortmund, war dort angeblich in der Partei "Die Rechte" und soll erst kürzlich nach Chemnitz gezogen sein. Er trug während des Angriffs angeblich eine Jacke der rechten Sportmarke "Kampf der Nibelungen".

Eine Verbindung W.s in die rechte Szene lässt das LKA offen. Die Freien Sachsen posteten auf ihrem Telegramm-Kanal ein Foto des Opfers. Deren Chef Martin Kohlmann (45) bestritt aber, dass Alexander W. im Umfeld der Freien Sachsen aktiv war. Angeblich vertritt er das Opfer jedoch bereits als Anwalt. Er sagt auch: "Das ist eine völlig neue Qualität von Gewalt."

Die Ermittler suchen dringend Zeugen, Hinweise an Telefon 0800/8552055.

Brutale Tat

Kommentar von Bernd Rippert

Zahlreiche Beamte suchten im Stadtpark nach den Gliedmaßen - bisher ohne Erfolg.
Zahlreiche Beamte suchten im Stadtpark nach den Gliedmaßen - bisher ohne Erfolg.  © Harry Härtel/Haertelpress

Der Überfall im Chemnitzer Stadtpark: So gruselig die Schilderung auch ist, es bleiben noch viele Fragen offen. Deshalb sollten alle Ruhe bewahren, bevor womöglich vorschnell endgültige Urteile gebildet werden.

Was wissen wir? Ein junger Mann liegt mit verstümmelter linker Hand im Klinikum. Offenbar fehlen ihm Finger. Der Staatsschutz des Landeskriminalamtes ermittelt, weil eine politische Straftat nicht auszuschließen ist. Aber ganz korrekt heißt es: Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung in alle Richtungen.

Dass das Opfer in der rechten Szene bekannt ist, erklärt nicht automatisch den Hintergrund über die Tat. Was wissen wir nicht? Warum die laut Opfer vermummten Täter angeblich eine Machete genommen und den jungen Chemnitzer so bestialisch zugerichtet haben. Dass es überhaupt "Vermummte", "Täter" und eine "Machete" gab, sagt bisher nur das Opfer. Zeugen und Täter werden noch gesucht.

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Auch die Finger wurden bislang nicht gefunden. Weil all das noch unklar ist, verbietet sich jede Vorverurteilung möglicher Täter. Doch sollten tatsächlich linke Extremisten hinter der brutalen Tat stehen, wäre das wahrlich eine neue Qualität der Gewalt.

Erstmeldung: 16. August, 13.30 Uhr, zuletzt aktualisiert: 17. August, 6.04 Uhr

Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress

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