Die Siedler sind zurück: Mit Planwagen wird an die Zivilisierung Sachsens erinnert
Sachsenburg - Die Siedler ziehen bald wieder durch die Region. Nach einer Corona-Zwangspause will sich der sächsische Verein "Historischer Besiedlungszug A.D. 1156" im Sommer wieder auf den Weg machen, um mit einem Treck an die systematische Zivilisierung von Mittelsachsen zu erinnern.
"Dieses Jahr führen wir vom 16. bis 24. Juli nach zweijähriger Pause den 28. Historischen Besiedlungszug durch", sagt Vorstandsmitglied Michael Ehnert (49). Der Zug, das sind 15 Planwagen mit ihren Pferden, 150 Siedlern und Kindern, Eseln, Ziegen, Hunden und anderem Getier. Laut Vereins-Chef Andreas Rausch bewegt sich der Tross an acht Tagen jeweils circa 25 Kilometer von Rastplatz zu Rastplatz.
In diesem Jahr wird es erstmals nach jeder Etappe einen Ruhetag geben, so Rausch und Ehnert.
"Er soll den Teilnehmern einerseits die Möglichkeit zur Erholung geben, andererseits haben die Siedler die Chance, die Etappenorte näher kennenzulernen." Zudem könne an diesen Tagen das Kulturprogramm mit Musik, Theater und Gaukelei gezeigt werden. Denn Zuschauen ist überall herzlich erbeten.
Ehnert fungiert als sogenannter Lokator. Der Mann also, dessen Vorbilder zu Zeiten der Besiedlung der Wettinischen Besitzungen in den Striegistälern zwischen 1156 und 1162 die Anführer waren. "Sie trugen die Verantwortung für den Tross, hatten gerichtliche Befugnisse und waren auch für den Schutz der Siedler zuständig. Dafür wurden sie vom Landesfürsten mit Befugnissen ausgestattet."
Denn die Besiedlung war eine geplante Völkerwanderung: Otto von Wettin (1125-1190), später Otto der Reiche, rief 1156 Franken, Thüringer, Niedersachsen und Flamen als Siedler in die Mark Meißen. Sie rodeten den Urwald und legten Waldhufendörfer an. Diese Pioniertaten wirken nach: Der Zug heute ist deutschlandweit das einzige Kulturspektakel seiner Art.
Titelfoto: Matthias Lippmann, Kay Grammatke