Gammel-Platte in Chemnitz soll verhüllt werden
Chemnitz - Bröckelnder Beton, zerbrochene Scheiben, Graffiti, wohin man blickt: Das alte Punkthochhaus an der Zwickauer Straße/Ecke Reichsstraße in Chemnitz ist seit Jahren ein Schandfleck - und bleibt es offenbar auch: mit einem Lichtblick.

Obwohl der Eigentümer bereits im März 2024 eine Baugenehmigung für die Sanierung zu einem Wohnhaus erhielt, bewegt sich seither nichts.
Nun bringt BSW-Stadtrat Nico Rudolph (35) das Thema erneut in die Öffentlichkeit: "Hat das Punkthochhaus überhaupt noch eine Perspektive?", fragt er das Rathaus. "Eine Anzeige zum Baubeginn liegt nicht vor", antwortet Bürgermeister Knut Kunze (55, parteilos).
Die Baugenehmigung gelte aber bis März 2027 und könne verlängert werden.
Alt-Stadtrat Dieter Füsslein (85, FDP) hatte schon 2021 gewarnt: "Bis 2025 muss hier eine Lösung her - das ist ein Schandfleck, kein Aushängeschild für die Kulturhauptstadt!"





Chemnitzer Verein will auf den Spuren von Verpackungskünstler Christo (†84) wandeln

Dabei hat das elfgeschossige Monster aus DDR-Zeiten (Bau 1984) auch eine kuriose Seite: Die Band Kraftklub drehte hier 2019 Szenen für ihr Musikvideo "Chemie Chemie Ya". Knapp acht Millionen Klicks später hat das Haus fast Kultstatus - aber eben keinen Wohnwert.
Immerhin: Es tut sich künstlerisch noch etwas. Der Verein "Baukultur Chemnitz" will im Herbst das Gebäude verhüllen, wie Christo (†84) einst den Berliner Reichstag.
Die Idee: statt Brösel-Fassade ein temporäres Kunstwerk - als Beitrag zum KuHa-Jahr. Besucher sollen dann mittels Tablet virtuelle Bilder auf das Gebäude malen - als Erinnerung zum Mitnehmen.
"Wir wollen mit der Verhüllung zeigen, dass in diesem Gebäude mehr steckt als Verfall", sagt ein Sprecher des Vereins.
Die Stoffe liefert die Firma saxa-syntape aus Werdau - jene, die einst auch Christo ausstattete. Das mittelständische Textilunternehmen ist gleichzeitig der erste Sponsor für das knapp 60.000 Euro teure Projekt. Weitere Unterstützer sind gesucht - Kontakt unter: baukultur-chemnitz.de.
Titelfoto: Kristin Schmidt