Chemnitzer "Zimmerbühne" spielt mit den politischen Rändern
Chemnitz - Seit November 2023 betreibt Tanja Krienen (68) die Zimmerbühne Chemnitz. Sie startete mit Konzerten in ihrem Wohnzimmer, seit März befindet sich der Veranstaltungsraum in der Heinrich-Schütz-Straße. Auf der Bühne stehen Künstler aus den verschiedensten Genres und allen politischen Richtungen - von linksaußen bis rechtsextrem.

Ein buntes Wandbild ziert die eine Seite des Raumes. Gegenüber hängen Erinnerungen von Tanja Krienen: Erinnerungen an ein Treffen mit Wolf Biermann (1989, "Ermutigung"), Fotos von Konzerten in der Zimmerbühne, Flyer vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Dazwischen lunzt Alexander Gauland (84, AfD) auf einem Zettel hervor.
Neben der Tür sammelt die Initiatorin Unterschriften ihrer Gäste: musikalisch rückwärtsgewandt und mit DDR-Nostalgie, wie sie sagt. Bei ihr waren Ex-"Oktoberklub"-Mitglied Hartmut König (78, "Sag mir wo Du stehst"), Musiker und Ex-Bundestagabgeordneter Diether Dehm (75, Linke) sowie das Folk-Duo Miller & Esposito aus Atlanta/USA.
Krienen sieht sich selbst als Linke und "kritisch gegenüber den DDR- und jetzigen Verhältnissen", erklärt sie im TAG24-Gespräch. 2005 machte sie in Spanien Wahlwerbung für die CDU, im Sommer 2013 war sie in der AfD aktiv. 2025 will sie ins BSW eintreten.
Und auf dem Fensterbrett der Zimmerbühne steht eine Flagge der rechtsextremen "Freien Sachsen". Darauf angesprochen, sagt sie: "Ich dachte, das wäre eine normale Sachsen-Flagge."


Weitere Auftritte ab Ende August geplant

Ab 30. August geht das Programm der Zimmerbühne weiter: Krienen führt mit Dieter Jörg List (68), Mitglied der rechtsextremen "Pro Chemnitz", ein Nietzsche-Programm zum 125. Todestag des Philosophen auf.
Danach folgen im September unter anderem der Chemnitzer Friedensreisträger Arba Manillah (43), die Lübecker Punkband "Ukes Of Tomorrow" und Markward Fischer (60) vom Literaturtheater Dresden.
"Das Programm ist aber noch nicht ganz komplett."
Titelfoto: Uwe Meinhold