Klimakleber blockieren Chemnitzer Kreuzung: Autofahrer toben vor Wut

Chemnitz - Erste Klima-Kleber-Aktion in Chemnitz: Fünf Aktivisten der Letzten Generation aus Chemnitz, Leipzig und Greifswald blockierten am Nachmittag für 45 Minuten die Zwickauer Straße, Höhe Ulmenstraße. Bevor wütende Autofahrer handgreiflich werden konnten, griff die Polizei ein.

Von der Straße gezerrt: Die Polizei notierte nicht die Personalien handreiflicher Autofahrer.
Von der Straße gezerrt: Die Polizei notierte nicht die Personalien handreiflicher Autofahrer.  © Uwe Meinhold

Die Klima-Kleber trugen Masken von Kanzler Olaf Scholz (65, SPD), Verkehrsminister Volker Wissing (53, FDP) und Klimaschutzminister Robert Habeck (53, Die Grünen). Mit dem Banner "Wir brechen das Gesetz" wollten die Teilnehmer auf einen Bruch des Klimaschutzgesetzes hinweisen. Drei klebten sich auf die Straße.

Die ausgebremsten Autofahrer waren anderer Meinung. "Dreckspack!", tönte es. "Sauerei, die sollen sich an die Regierung wenden", tobte eine Beifahrerin. Stephanie List schrie: "Ich habe vier Kinder, muss sie abholen. Und wir fahren in Urlaub. Ich habe kein Verständnis!"

Nach zehn Minuten traf erste Polizei ein. Polizeihauptmeister Neufert räumte kurzerhand eine Baustellenspur frei, mahnte Autofahrer zur Eile: "FAHRT SCHON!"

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Ein Beamter riss Juliane (26, Chemnitz) von der Straße. "Sie sagte: "Ich bin entsetzt über die gewaltsame Polizei." Gespaltene Gefühle bei Alina (21) aus Greifswald: "Ich habe Angst vor rechtlichen Konsequenzen. Und vor einer Zukunft ohne Klimaschutz."

Auf der Zwickauer Straße gab es durch die Aktion einen langen Stau.
Auf der Zwickauer Straße gab es durch die Aktion einen langen Stau.  © Uwe Meinhold
Die Aktivisten trugen bei ihrem Protest Masken mit Politiker-Gesichtern.
Die Aktivisten trugen bei ihrem Protest Masken mit Politiker-Gesichtern.  © Uwe Meinhold

Seine 15. Blockade erlebte Matthias (33) aus Leipzig. Er sitzt im Rollstuhl: "Ein wenig hat er mich vor Autofahrern geschützt."

Kein Grund auszurasten

Kommentar von Bernd Rippert

Nun hat die erste echte Klima-Kleber-Aktion auch Chemnitz erwischt. Sie dauerte rund 45 Minuten, hielt die Autofahrer etwa zehn Minuten lang auf.

Also, da habe ich schon länger in Staus gestanden, weil unfähige Autofahrer am Reißverschluss scheiterten, Unfälle bauten oder vor sich hindösten. Darum: Kein Grund, gleich auszurasten, wie es am Freitag wieder einige wütende Autofahrer in der Zwickauer Straße taten.

Ein Mann ließ sich sogar dazu hinreißen, eine Demonstrantin gewaltsam von der Straße zu zerren. Unverzeihlich, dass die Polizei den Angreifer nur wegschickte, statt seine Personalien zu notieren. Körperliche Unversehrtheit geht für mich eindeutig vor Verkehrsfluss.

Ob diese Demonstrationsform des Blockierens letztlich von Erfolg gekrönt sein wird, wage ich zu bezweifeln. Zum einen tut die Bundesregierung derzeit alles, nur nichts fürs Klima. Und die Bevölkerung wehrt sich weiter gegen die Blockaden.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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