60.000 Euro Schulden! So hart kämpft eine junge Chemnitzerin für ihren Tanzstudio-Traum
Chemnitz - Seit einem halben Jahr betreibt Batul Al-Aidi (20) ein Tanz- und Event-Studio in Chemnitz. Für ihren großen Traum musste sie satte 60.000 Euro Schulden machen. Mittlerweile läuft das Geschäft - doch das Leben als Selbstständige bereitet ihr auch schlaflose Nächte.

Immer wenn Batul ihr Tanzstudio in der ERMAFA-Passage betritt, strahlt sie. Stolz präsentiert sie die riesige Tanzfläche, daneben eine gemütliche Lounge.
"Hier finden Tanzkurse mit 20 bis 30 Personen statt. Aber auch private Partys oder Firmenfeiern", erzählt die 20-Jährige, die mit vier Jahren mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Deutschland kam.
Mit der 500 Quadratmeter großen Location, die liebevoll "Soul Studios" genannt wurde, erfüllte sich Batul einen großen Traum. Bereits als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Tanzen. Mit 13 Jahren gab sie erstmalig Tanzunterricht.
Nach dem Abitur in Mittweida jobbte sie hier und da. Doch der Traum vom eigenen Tanzstudio ließ Batul nicht los. Als sie sah, dass in der ERMAFA-Passage eine große Gewerbefläche freistand, fackelte sie nicht lang und unterschrieb im Juli 2022 den Mietvertrag.
Dann folgte der Umbau, für den sie einen Kredit von 60.000 Euro aufnahm - im November 2022 folgte die Eröffnung.
Dass sie nach dem großen Umbau in ihrem eigenen Tanzstudio steht, konnte die junge Chemnitzerin kaum glauben. "Das ist alles so wahnsinnig schnell an mir vorbeigezogen", sagt sie.





Batul verlor ihre Mutter als Kind: "Das Tanzen gab mir immer Halt"

Mittlerweile hat sie sechs Trainer angestellt, gibt aber auch selbst Tanzunterricht. Die Kurse sind voll, Batul hat einen engen Terminkalender.
An Urlaub ist derzeit nicht zu denken. "In diesem Jahr gibt es noch so viel zu tun", erzählt die 20-Jährige. Einige Umbauarbeiten stehen noch an - unter anderem sollen die Tanzfläche und Lounge mit einer Wand abgetrennt werden.
Allgemein ist das Leben als Selbstständige nicht einfach, auch finanziell. Batul kann zwar alle Fixkosten decken und ihre Mitarbeiter bezahlen, für sie selbst bleibt allerdings bisher nichts übrig. Das soll sich in Zukunft ändern. Durch mehr Events soll mehr Geld in die Kasse gespült werden.
Und wenn das ganze Projekt scheitert? Mit diesem Gedanken geht die 20-Jährige ganz offen um. Ihr sei das Risiko des Scheiterns und einer Insolvenz bewusst. Trotz dieser Gedanken hat sie den Mut, weiterzumachen. Aufgeben ist keine Option.
Ohnehin hatte sie in ihrem Leben viel zu kämpfen gehabt. Der Tod ihrer Mutter - sie war damals sechs Jahre alt - war ein Schicksalsschlag für Batul. Das Tanzen gab ihr immer Halt, "dann bin ich in einer anderen Welt."
Auch in der Schule hatte sie es nicht einfach, erlebte Ausgrenzung. "Ich stand oft auf der Schattenseite des Lebens. Mit meinem Tanzstudio will ich endlich auf der schönen Seite des Lebens stehen."
Titelfoto: Uwe Meinhold