Nächster Halt: Rente! Das war's dann mit den Tatras in Chemnitz

Chemnitz - Tatra-Ade! Die CVAG sortiert die letzten vier Triebwagen des Typs T3D-M samt Beiwagen aus. Zum Abschied durften die Wagen am Sonntag noch mal mit Fahrgästen über die Gleise rattern.

Juliane (31) und Sebastian (37) Rebling sitzen auf Wunsch ihres ältestens Sohnes Henry (6) in der Tram.  © Uwe Meinhold

Ronny Kretzschmar (48) reiste extra aus Dresden an, um noch einmal Tatra zu fahren. "Das ist einfach legendär!", so der Straßenbahn-Fan. "Ich bin traurig, dass die Tatra in Rente geht, aber auch froh, dass sie im Museum erhalten bleibt."

Ein kleiner Tram-Fan ist auch Henry (6), der mit seinen Eltern Juliane (31) und Sebastian (37) in der Bahn saß. "Henry hat das Event auf den Anzeigen in der Straßenbahn gesehen - da wollte er unbedingt mitfahren", erklärte seine Mama.

Sie selbst hat gute Erinnerungen an die Tatras: "Ich bin immer mit meiner Oma gefahren - egal wohin! Hauptsache Straßenbahn." Am Sonntag fuhr sie dieselbe Straße wie damals: "Da ist schon Nostalgie dabei."

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33 Jahre lang fuhren die Tatras, Typ T3D-M, durch Chemnitz.  © Uwe Meinhold
Holger Gretsch-Kaufmann (57) verteilte die Fahrscheine in der Bahn.  © Uwe Meinhold

Tatra-Bahnen wurden 1992 in Betrieb genommen

Straßenbahnfahrer Thomas Reichert (71) freut sich, noch einmal die Tatra steuern zu dürfen.  © Uwe Meinhold

Auch Thomas Reichert (71) ist als Fahrer besonders mit den Bahnen verbunden. Der jetzige Rentner steuert die Wagen seit 1981 durch das Chemnitzer Schienennetz. "Es macht Spaß, wieder Tatra zu fahren", sagte er. "Doch ist auch ein Gefühl von Wehmut dabei, dass die Bahnen rausgehen."

Sein Lieblingsmodell: "Natürlich der hier, der T3D-M!" Die Bahn durfte er gestern auch wieder ins Depot bringen, erzählte Bahn-Enthusiast Holger Gertsch-Kaufmann (57). Er wechselte sich mit Reichert beim Fahren ab.

Die Tatra-Bahnen wurden am 15. Mai 1992 in Betrieb genommen. Im Linienverkehr waren sie bis 2022 aktiv, bis 31. Dezember sind sie Betriebsreserve. Danach gehen ein Trieb- und ein Beiwagen ins Straßenbahnmuseum.

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Und die anderen drei Gespanne? "Die kommen noch nicht in den Schrott", so Gertsch-Kaufmann. "Aber wer weiß, was in einem Jahr ist ..."

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