Australier ist seinen Chemnitzer Vorfahren auf der Spur
Chemnitz - Rückkehr in ein Land, das er nicht noch gar kannte: Michael Lachmann (80) reiste aus Australien nach Chemnitz, um jüdischen Vorfahren nachzuspüren, von denen er nichts gewusst hatte. Am Freitagmittag ehrte er in der Brückenstraße Großeltern und Onkel, die von Nazis ermordet wurden.
Historiker Jürgen Nitsche (64) nannte die Familiengeschichte dramatisch: "HNO-Arzt Alfred Lachmann kam 1938 ins KZ Buchenwald und kehrte als kranker Mann zurück. Vor seiner Deportation 1942 nach Belzyce in Polen wollte er sich das Leben nehmen. Doch seine Frau Helene rettete ihn."
Mit der Folge, dass Alfred Lachmann nach seiner Frau ins Lager kam und starb. Sohn Werner wurde 1943 deportiert.
Enkel Michael Lachmann wurde im Krieg nach Australien verschickt, dort adoptiert. "Ich wusste nichts von ermordeten Juden in meiner Familie, bis ich 2010 einen TV-Bericht darüber sah. Jetzt, in Chemnitz, lerne ich meine Wurzeln kennen."
Den Kontakt zur Stadt hatte Ruth Röscher (68), Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, geknüpft.
2012 übernahmen Schüler des Agricola-Gymnasiums die Patenschaft für die drei Stolpersteine der Familie Lachmann.
Titelfoto: Kristin Schmidt