Bayerns NSU-Untersuchungsausschuss will Zschäpe in Chemnitz befragen

München/Chemnitz - Die rechtskräftig verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe (48) soll am heutigen Montag als Zeugin vom NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags vernommen werden.

Die verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe (48) wird am heutigen Montag als Zeugin vom NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags vernommen.
Die verurteilte Rechtsterroristin Beate Zschäpe (48) wird am heutigen Montag als Zeugin vom NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags vernommen.  © Tobias Hase/dpa

Die Befragung findet in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz statt, und zwar in einer nicht öffentlichen Sitzung. Anschließend soll es eine Pressekonferenz von Ausschussmitgliedern und später ein Wortprotokoll geben.

Die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) - Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt - war von 2000 an jahrelang mordend durch Deutschland gezogen. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin.

Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen - erst damit war der NSU aufgeflogen.

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Zschäpe, die einzige Überlebende des Trios, wurde 2018 nach mehr als fünf Jahren Prozessdauer zu lebenslanger Haft verurteilt - als Mittäterin, auch wenn es nie einen Beweis dafür gab, dass sie selbst an einem der Tatorte war.

Das Oberlandesgericht München stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat eine Revision Zschäpes im August 2021 verworfen. Sie verbüßt ihre Haftstrafe seit 2019 in der JVA Chemnitz.

Bayerns NSU-Untersuchungsausschuss will mögliche Verbindungen des NSU in die Neonazi-Szene in Bayern aufzuklären

Die Befragung soll im Chemnitzer Frauenknast stattfinden.
Die Befragung soll im Chemnitzer Frauenknast stattfinden.  © Kristin Schmidt

Ziel des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses im Landtag ist es unter anderem, mögliche Verbindungen des NSU in die Neonazi-Szene in Bayern aufzuklären. Dabei hoffen die Abgeordneten nun auch auf Zschäpe.

Im NSU-Prozess hatte sich Zschäpe in schriftlichen Einlassungen geäußert sowie zweimal selbst zu Wort gemeldet. Schriftlich räumte sie ein, von den Banküberfällen ihrer Freunde Mundlos und Böhnhardt gewusst und die letzte Fluchtwohnung des Trios im sächsischen Zwickau in Brand gesteckt zu haben. Aber von den Morden und Anschlägen will sie immer erst im Nachhinein erfahren haben.

Später sagte sie in einer kurzen Erklärung, sie bedauere ihr "Fehlverhalten" und sie verurteile, was Mundlos und Böhnhardt den Opfern "angetan haben".

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Das Münchner Oberlandesgericht folgte dagegen der Argumentation der Bundesanwaltschaft: Zschäpe habe sehr wohl "alles gewusst, alles mitgetragen und auf ihre eigene Art mitgesteuert und mit bewirkt".

Titelfoto: Kristin Schmidt, Tobias Hase/dpa

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