Chemnitzer Schauspielhaus: Wer zieht in die ehemalige Spielstätte?
Chemnitz - Die Stadt Chemnitz hat ihren Favoriten gekürt - doch der Applaus bleibt vorerst aus. Nach der Präsentation der Spinnbau-Pläne für ein neues Schauspielhaus reagieren die Ratsfraktionen ablehnend bis verhalten.

AfD, SPD und Linke wollen das alte Schauspielhaus nicht kampflos aufgeben. Ronald Preuß (61, AfD) setzt auf Denkmalschutz-Fördermittel, um eine "kostengünstigere Lösung" zu finden.
Julia Bombien (42, SPD) appelliert: "Es muss nicht top modern und glamourös aussehen. Identifikation und emotionale Bindung werden das ein oder andere nicht Perfekte auffangen."
Susanne Schaper (47, Linke) stellt klar: "Nur wenn die Sanierung wirklich nicht finanzierbar ist, wäre ein Neubau denkbar."
Auch Almut Patt (56, CDU) ist kritisch: "Die Neubau-Pläne überzeugen uns weder technisch noch finanziell."
Unentschlossen zeigt sich Dietmar Holz (65, BSW): "Am Ende wird der Preis entscheiden. Das alte Haus ist Tradition, aber Tradition kann man auch neu erfinden." Er warnt: "Was die Grundstückseigentümer am Spinnbau noch aufrufen, weiß heute keiner."
Auch bei den Grünen ist Zurückhaltung spürbar. Anna Lanfermann (35): "Es gibt noch viele Fragezeichen. Die müssen geklärt werden, bevor man sich festlegt."
Theater-Intendant Christoph Dittrich (59) hat den alten Standort offenbar schon abgeschrieben: "Als wir ausgezogen sind, war da noch die Hoffnung zurückzukehren." Doch inzwischen habe sich der Blick verändert.


Wer zieht in die alte Spielstätte?

Das Schicksal des alten Schauspielhauses am Park der Opfer des Faschismus scheint besiegelt. Wenn auf dem Spinnbau-Gelände in Altchemnitz neu gebaut wird, droht der alten Spielstätte der endgültige Abschied von der Theaterwelt. Es sei denn, der Stadtrat ändert noch die Richtung.
Hinter den Kulissen kursiert ein Gerücht: Die Stadt wolle das Gebäude an den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) verkaufen.
Doch der designierte Baubürgermeister Thomas Kütter (49, parteilos) weicht auf Nachfrage aus: "Es hängt natürlich davon ab, was kann sich wer mit dem Gebäude vorstellen. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, erst mal alles Mögliche und Unmögliche denken zu dürfen."
Ein Architektenwettbewerb wäre möglich.
Titelfoto: Kristin Schmidt