Der "heiße Draht" im Kalten Krieg kam direkt aus Karl-Marx-Stadt

Chemnitz - Es waren 13 Tage im Oktober 1962, die die Welt an den Rand des Abgrunds führten. Zur "Kubakrise" schrammte die Menschheit nur knapp an einem Atomkrieg der damaligen Supermächte USA und Sowjetunion (UdSSR) vorbei. Damit das nie wieder passiert, richteten beide einen "heißen Draht" ins jeweilige Präsidentenbüro ein. Das erste "Rote Telefon" wurde in Chemnitz gebaut.

Der Feinschreiber samt Empfangslocher war das erste "Rote Telefon" zwischen Moskau und Washington.
Der Feinschreiber samt Empfangslocher war das erste "Rote Telefon" zwischen Moskau und Washington.  © Norbert Neumann

"Kriege sind immer nachhaltig. Um das zu verhindern, hilft nur, miteinander zu reden", sagte Dr. Jens Wehner (45) mit Blick auf eine Schreibmaschine. Er ist Kurator von "Overkill", einer Sonderausstellung des Dresdner Militärmuseums zum Kalten Krieg.

Rückblick: Nachdem die Amis Langstreckenraketen in der Türkei stationiert hatten, platzierten die Sowjets ihre Raketen samt 40.000 Soldaten auf der Karibik-Insel Kuba.

Die Militärs beider Seiten drängten im Oktober 1962 auf Präventivschläge. Doch deren Präsidenten hielten dagegen: John F. Kennedy (†46) und Nikita Chruschtschow (†77) verhandelten, zogen ihre Raketen aus der Türkei und Kuba ab, die Katastrophe war verhindert.

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Es war die Geburtsstunde des bis heute existierenden "Roten Telefons". Bevor es aber ein Telefon wurde, kam es von den Roten: Die Sowjets ließen vier Fernschreibmaschinen samt Empfangslocher nach Washington schicken, damit man schnell und direkt miteinander sprechen könnte. Produziert im Gerätewerk Karl-Marx-Stadt.

Dr. Jens Wehner (45) ist Kurator der Sonderausstellung "Overkill" im Dresdner Militärmuseum.
Dr. Jens Wehner (45) ist Kurator der Sonderausstellung "Overkill" im Dresdner Militärmuseum.  © Norbert Neumann
Nikita Chruschtschow (†77) und John F. Kennedy (†46) verhinderten nur durch Verhandlungen die atomare Katastrophe.
Nikita Chruschtschow (†77) und John F. Kennedy (†46) verhinderten nur durch Verhandlungen die atomare Katastrophe.  © picture alliance/dpa

Ein paar Jahre stand das Chemnitzer Fabrikat im Weißen Haus, bevor es durch ein Telefon ersetzt wurde. "Gebraucht wurde es nie - zum Glück, muss man sagen", erklärte Kurator Wehner. Denn im Zweifel hieße das, einer der beiden Präsidenten hätte seinen Finger noch mal auf dem "roten Knopf" gehabt.

Titelfoto: dpa, Norbert Neumann

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