Ein Drittel weniger Azubis: Friseur-Meisterin schlägt Alarm

Chemnitz - Eine Friseurlehre war jahrzehntelang der Traum vieler Mädchen. Doch das Image des Berufes hat gelitten. Die Zahl der Lehrverträge im Friseurhandwerk im Bereich der Handwerkskammer Chemnitz ist in nur zwei Jahren um rund ein Drittel eingebrochen - statt 109 wie noch 2019 gibt es dieses Jahr nur 70 neue Azubis. Friseurmeisterin Steffi Schmiedl kämpft um den Ruf ihrer Branche und um Nachwuchs.

Wie viele Friseurbetriebe muss auch "Haarscharf" um jeden Azubi kämpfen. Beim morgigen Tag des Handwerks will der Friseur die Werbetrommel rühren.
Wie viele Friseurbetriebe muss auch "Haarscharf" um jeden Azubi kämpfen. Beim morgigen Tag des Handwerks will der Friseur die Werbetrommel rühren.  © Sven Gleisberg

In ihrem Salon "Haarscharf" in der Straße der Nationen, den sie seit 24 Jahren führt, hat Steffi Schmiedl dieses Jahr zum ersten Mal keine neuen Azubis. "Die Zahl der Bewerbungen ist drastisch gesunken. Das liegt auch daran, dass unser Beruf in Schulen als unattraktiv dargestellt wird. Dabei hat sich hier, seit der Mindestlohn gilt, auch finanziell eine Menge getan."

Beim Tag des Handwerks will die Meisterin in die Offensive gehen: "Ich zeige mit Kolleginnen an einem Stand, wie vielseitig dieser Traumberuf ist. Wir machen Menschen schöner, wir können immer aufs Neue kreativ sein, sind Zuhörer und Berater." Schmiedl hofft, dass der Funke überspringt und sich vielleicht doch noch ein neuer Azubi findet, der ins aktuelle Lehrjahr einsteigen will.

Neben den Friseuren suchen auch die Bäcker kurzfristig nach Lehrlingen, die sofort starten möchten. "Wegen Corona ist es schwieriger geworden, an die Jugendlichen in den Schulen heranzukommen", sagt Robert Gruner (37) von der Handwerkskammer.

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Die HWK Chemnitz verzeichnet mit 1 813 neuen Lehrverträgen zwar knapp 100 mehr als im Vorjahr, aber immer noch 7,4 Prozent weniger als 2019.

Bevor Azubis Menschenhaar schnippeln, wird erst mal an der Puppe geübt. Friseurmeisterin Steffi Schmiedl (r.) zeigt Selin Serbin, wie's funktioniert.
Bevor Azubis Menschenhaar schnippeln, wird erst mal an der Puppe geübt. Friseurmeisterin Steffi Schmiedl (r.) zeigt Selin Serbin, wie's funktioniert.  © Sven Gleisberg

Wer will fleißige Handwerker sehn?

Alles rund ums Thema Ausbildung erfahren Interessierte morgen beim Aktionstag für Berufsorientierung der Handelskammer Chemnitz. (Symbolfoto)
Alles rund ums Thema Ausbildung erfahren Interessierte morgen beim Aktionstag für Berufsorientierung der Handelskammer Chemnitz. (Symbolfoto)  © Sven Gleisberg

Die Handwerkskammer lädt am Sonnabend Jugendliche und Eltern zum großen Aktionstag für Berufsorientierung in die Limbacher Straße 195 ein. Von 10 bis 15 Uhr stellen sich verschiedene Gewerke vor.

Jugendliche können sich in den Werkstätten der Handwerkskammer ausprobieren und Kontakte zu Ausbildungsbetrieben knüpfen. Selbst für das aktuelle Ausbildungsjahr ist es noch nicht zu spät. Bis Ende Oktober können Lehrverträge noch nachträglich geschlossen werden.

Voriges Jahr war die Veranstaltung pandemiebedingt entfallen.

Titelfoto: Sven Gleisberg

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