Eltern überzeugt: Mobbing trieb ihr Kind (12) in den Tod

Chemnitz - Schrecklicher Tod eines 12-Jährigen: Omar F. aus Chemnitz nahm sich das Leben. Die Familie des Kindes glaubt, dass Mobbing der Auslöser war.

Eine Familie trauert um Omar F. (12) aus Chemnitz.
Eine Familie trauert um Omar F. (12) aus Chemnitz.  © privat

Die syrische Familie ging jetzt an die Öffentlichkeit. Denn Vater Mohammed F. (41) und Mutter Fedaa S. (35) sind davon überzeugt: "Mobbing hat Omar in den Tod getrieben."

Sie zeigen WhatsApp-Nachrichten, in denen das Kind als "Fettsack", "Dreck" und "gefühlter Nigger" beleidigt wird. Schwester Islam (17) berichtet: "Omar kam oft blutig nach Hause und sagte, dass andere Jungs ihn geschlagen hätten."

Die Familie schiebt die Schuld auch auf Omars Oberschule. Die hatte den Jungen vom 16. November bis 1. Dezember vom Unterricht ausgeschlossen. Im Brandbrief an die Eltern listete die Schule sieben angebliche Angriffe Omars auf Mitschüler auf. Er habe sogar ein Messer in die Schule gebracht, das aber nicht gefunden wurde. Die Schule urteilte knallhart, nannte den Zwölfjährigen "brutal". Er stelle "eine Bedrohung für die Gesundheit anderer" dar.

Chemnitz: Nach langem Leerstand: Schlüsselübergabe in "neuer" Hartmannfabrik
Chemnitz Lokal Nach langem Leerstand: Schlüsselübergabe in "neuer" Hartmannfabrik

Die Schulleitung lehnte ein Gespräch mit TAG24 ab.

Für Mohammed F. (41), Fedaa S. (35) und die Töchter Eva (1), Islam (17) und Salam (15) bleiben nach Omars Tod noch viele Fragen offen.
Für Mohammed F. (41), Fedaa S. (35) und die Töchter Eva (1), Islam (17) und Salam (15) bleiben nach Omars Tod noch viele Fragen offen.  © Sven Gleisberg

Fußballtrainer: "Er war temperamentvoller als andere, aber nicht gewalttätig"

Clemens Arndt (46), Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung, bestreitet nicht, dass auffällige Schüler immer jünger werden. Auch Omar sei schon auf der Grundschule aufgefallen. "Bei diesem Kind gab es wohl eine Überforderung auf vielen Seiten. Wir werden den Fall nochmals prüfen, um zu sehen, ob Hilfsangebote fehlten."

Omars Fußballtrainer bei der USG sagt: "Er war temperamentvoller als andere, aber nicht gewalttätig. Von Mobbingproblemen an seiner Schule habe ich aber auch gehört." Die Polizei will sich derzeit zum Fall oder etwaigen Ermittlungen nicht äußern.

Seine Schwester Islam fand Omar am 28. November im Badezimmer. Rettungsversuch in einer Klinik. Doch am 7. Dezember starb Omar an einer "Anoxischen Hirnschädigung", wie die Kripo der Familie mitteilte.

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Die Redaktion hat sich dennoch entschieden, es zu thematisieren, da Mobbing an Schulen eine ernste Fragestellung behandelt.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: Sven Gleisberg

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: