Führerschein-Irrsinn in Chemnitz! Umtausch-Zwang, doch keine Termine frei
Chemnitz - Weg mit dem alten Papier-Fleppen - her mit dem neuen EU-Karten-Führerschein: Grund ist eine Richtlinie der Europäischen Union, die die Fahrerlaubnisse fälschungssicherer und entsprechende Datenbanken einheitlicher gestalten soll. Das größte Problem: Die Uhr für die Chemnitzer tickt!

Als erstes sind Verkehrsteilnehmer im Alter von 63 bis 68 (Jahrgänge 1953 bis 1958) an der Reihe. Diese müssen ihren Führerschein bereits bis zum 19. Januar umgetauscht haben.
Das ist aber gar nicht so einfach - kurzfristig sogar unmöglich: "Das Aufkommen ist aktuell ungebrochen hoch, Termine sind erst ab Ende Februar wieder frei", erklärt eine Sprecherin des Rathauses.
Auf Nachfrage erklärt das Bundesverkehrsministerium, dass der alte Führerschein ab Stichtag ausnahmslos ungültig wird. Das Fahren ohne Führerschein sei eine Ordnungswidrigkeit, die ein Verwarngeld von 10 Euro nach sich ziehe.
Die Fahrerlaubnis – also die amtliche Erlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen – bleibe aber unverändert bestehen.


Fleppen-Umtausch-Zahlen in Chemnitz vervierfacht

2021, so das Rathaus weiter, hätten sich die Antragszahlen zum Umtausch im Vergleich zu den Vorjahren mehr als vervierfacht: "Es wurden insgesamt 4075 Anträge auf Umtausch und 696 Anträge auf Ersatzausstellung bearbeitet."
Laut einer Erhebung von Juni 2021 gibt es 32.759 Chemnitzer in der relevanten Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen.
In der Bürgerservicestelle "Am Wall" seien derzeit fünf Sacharbeiter mit den Anträgen beschäftigt. Diese kümmerten sich laut Rathaus nicht nur um den Pflichtumtausch, sondern auch um Erstanträge und Erweiterungen.
Linken-Stadträtin Susanne Schaper (43) erkundigte sich bei Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (61, parteilos), ob die Antragstellung - wie etwa bei der Fahrerlaubnisbehörde Döbeln - nicht auch auf schriftlichem Wege möglich sei. Runkel verneinte und wies darauf hin, dass eine Entwertung des "alten" Führerscheins vorgeschrieben, eine persönliche Vorsprache somit in der Regel erforderlich sei.
Die Stadt weist darauf hin, dass Chemnitzer immer wieder ins Vergabe-Portal www-19.stadt-chemnitz.de nach frei werdenden Terminen Ausschau halten sollen.
Titelfoto: imago images/Anja Cord, Uwe Meinhold