Feuer-Verbot auf Grünflächen in Chemnitz! Jetzt jagt das Ordnungsamt Brutzler

Chemnitz - Wenn der Grill zur Flammenfalle wird: Die Stadt Chemnitz hat für 2022 ein generelles Verbot auf Grünflächen ausgesprochen. Gebrutzelt werden darf aktuell auch nicht auf ausgewiesenen Flächen. Der Hitze und Dürre wegen, die vielerorts für schreckliche Brände sorgt.

An schönen Tagen dampfte die Schloßteichinsel in Chemnitz. Jetzt will das Ordnungsamt vorgehen - aus Brandschutzgründen.
An schönen Tagen dampfte die Schloßteichinsel in Chemnitz. Jetzt will das Ordnungsamt vorgehen - aus Brandschutzgründen.  © Haertelpress

Auch in Chemnitz klettert die Waldbrand-Gefahrenstufe wieder auf 4. Das bedeutet: hohe Gefahr! Deswegen, so das Rathaus, wird der Stadtordnungsdienst die nächste Zeit ganz genau bei seinen Streifengängen nach Rauchzeichen Ausschau halten.

"Wir machen das aber nicht, um Bürger zu gängeln. Sondern weil wir in Tschechien und in der Sächsischen Schweiz sehen, was so ein Waldbrand auslösen kann", erklärt Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) gegenüber TAG24.

Hauptsächlich appelliere der OB an die Vernunft der Bürger. So auch das Grünflächenamt, das daran erinnert, dass alle Handlungen, die einen Brand auslösen können, unterlassen werden sollen.

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"Ein kleiner Funke einer achtlos weggeworfenen Zigarettenkippe kann bereits einen unkontrollierten Brand auslösen und verheerende Folgen haben – auch für die Pflanzen- und Tierwelt", so das Grünflächenamt.

Sprach das Verbot für öffentliche Grünflächen aus: Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD).
Sprach das Verbot für öffentliche Grünflächen aus: Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD).  © Uwe Meinhold
Beim Grillen am Schlossteich fällt regelmäßig viel Müll an.
Beim Grillen am Schlossteich fällt regelmäßig viel Müll an.  © Kristin Schmidt

Linken-Stadträtin fordert feste Grillplätze für sicheres Brutzeln

Fordert sichere Grillstationen: Linken-Stadträtin Carolin Juler (24).
Fordert sichere Grillstationen: Linken-Stadträtin Carolin Juler (24).  © Uwe Meinhold

Zumindest beim Grillen könnten laut Linken-Stadträtin Carolin Juler (24) mehr feste (sichere) Plätze Abhilfe schaffen. Beim Rathaus erkundigte sie sich, unter welchen Umständen solche geschaffen werden können.

Unter anderem brauche es einen geeigneten Platz, hygienische Standards und eine tägliche Pflege, so Baubürgermeister Michael Stötzer (49, Grüne) in seiner Antwort.

Juler ist trotzdem für mehr Grillplätze - zum Beispiel auf dem Areal um den Schloßteich. Dort würden Familien und Gruppen ohnehin regelmäßig brutzeln - meist mit Einweg- oder Kugelgrills.

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"Feste Grillplätze mit entsprechenden Standards wie Behälter für heiße Asche könnten für deutlich mehr Sicherheit sorgen", findet Carolin Juler.

Heißes Grill-Eisen

Kommentar von Bernd Rippert

Da packt die Stadt ein heißes Eisen an: Sie verbietet das Grillen auf öffentlichen Grünflächen. Unter Grillfans löst diese Maßnahme eine hitzige Debatte aus: Was will uns der Staat noch verbieten?

Leider hat die Stadt recht. Aktuell sind die Grünflächen auch in Chemnitz so knochentrocken, dass ein Funke reicht, um eine Katastrophe auszulösen.

Der Funke, das kann tatsächlich ein Grill oder ein offenes Feuer sein. Ganz übel sind weggeworfene Kippen, die jederzeit trockenes Gras entzünden können. Aber auch Katalysatoren und Auspuffanlagen von Autos können mehrere Hundert Grad heiß werden - die Zündtemperatur von trockenem Gras liegt bei etwa 280 Grad.

Appelle an die Vernunft reichen nicht mehr, wie die Waldbrände in der Sächsischen Schweiz zeigen. Deshalb muss ein Verbot schützen.

Die Verbote entspringen keinem bösen Willen im Rathaus, sondern den Notwendigkeiten des Klimawandels. Wir alle gemeinsam haben dafür gesorgt, dass die Erderwärmung so rapide zunimmt und damit die Dürrephasen. Wer das öffentliche Grillen schützen möchte, muss zunächst das Klima schützen.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa, haertelpress, 123rf/ifness

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