Häusliche Gewalt in Chemnitz: Für geschlagene Männer gibt's jetzt Schutzwohnungen
Chemnitz - Wenn Männer zu Prügelknaben werden: Die Stadtmission Chemnitz reagiert auf eine steigende Zahl von häuslicher Gewalt gegen Männer und richtet ab dem heutigen Freitag zwei Schutzwohnungen für bis zu drei körperlich oder psychisch misshandelte Männer ein.

Was für viele überraschend klingt, ist für Fachleute Alltag. Im Vorjahr zählte die Polizei bundesweit 65.000 männliche Opfer häuslicher Gewalt, davon 31.469 durch Partner oder Partnerin. Männer machen 19,9 Prozent aller Opfer von Partnerschaftsgewalt aus.
Die - angezeigte - Quote liegt in Chemnitz niedriger, weiß Mercedes Nobis (34). Die Beauftragte für Opferschutz bei der Polizei hat seit 2019 fast 1400 weibliche und 99 männliche Opfer häuslicher Gewalt gezählt.
"Die Dunkelziffer dürfte bei Männern aber höher liegen, weil sie nicht so schnell fremde Hilfe suchen."
Heute gibt es bundesweit zwölf Einrichtungen mit 41 Schutzplätzen für Männer, vier davon in Sachsen - in Dresden, Leipzig, Plauen und jetzt Chemnitz.
Den Bedarf machte Peter-Joachim Wild (57) von der Stadtmission deutlich: "Bundesweit kommt auf 689 betroffene Männer nur ein Schutzplatz."


Neue Hilfsangebote in Chemnitz

Ab dem heutigen Freitag und in naher Zukunft gibt es zwei Wohnungen - eine für einen Mann mit bis zu zwei Kindern, eine für zwei Männer plus Kinder. Haustiere möglich.
Stadtmissions-Chefin Karla McCabe (57) bittet Betroffene: "Lasst Euch helfen!" Zumal die Stadtmission neben den Schutzwohnungen auch soziale Betreuung und Kitaplätze biete.
Der Aufenthalt kostet 8 Euro pro Tag mit Betreuung. Projektleiter sind Julia Mühlberg (38) und Stephan Haschke (39).
Hilfe gibt's unter der Nummer 0371/6004858 oder per E-Mail: mse@stadtmission-chemnitz.de.
Titelfoto: Bodo Marks/dpa, Maik Börner