Immer mehr Sprachstörungen bei Kindern in Sachsen
Chemnitz - Bei den Schulaufnahme-Untersuchungen werden jährlich bei rund einem Drittel der untersuchten Kinder sachsenweit Störungen im Bereich Sprache/Sprechen festgestellt. Die Krankenkasse KKH hat ermittelt, dass heute mehr Kinder und Jugendliche mit Sprachstörungen zu kämpfen haben als vor zehn Jahren.
In sogenannten Sprach-Kitas kümmern sich Experten um die sprachliche Förderung der Kleinen. Doch es herrscht Verunsicherung. Denn die finanzielle Basis, ein Bundesprogramm, läuft im Sommer aus.
"Wenn ich ab Juli nicht mehr kontinuierlich hier tätig bin, befürchte ich, dass viele unserer individuellen Angebote nur noch schwer realisierbar sind", sagt Steffi Teichmann (48), Fachkraft im Chemnitzer Kinder- und Familienzentrum in der Robert-Siewert-Straße.
"Auch meine regelmäßigen Rituale in den Gruppen entfallen dann. Damit auch wertvolle Inputs, das Vorstellen neuer (digitaler) Medien, passgenaue, zeitaufwendige Recherchearbeit für bestehende oder geplante Projekte."
Problem: Die aktuelle Bundesregierung setzt das Förderprogramm "Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" von 2016 nicht fort. Im Juni ist Schluss. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) verspricht: "Wir als Land springen ein."
Zukünftige Struktur jedoch noch unklar
Ab Juli 2023 soll das Landesprogramm "Alltagsintegrierte sprachliche Bildung" das Bundesprogramm "Sprach-Kitas" ersetzen. Dafür stehen im Doppelhaushalt 2023/2024 insgesamt 10,7 Millionen Euro zur Verfügung. Die Details sind noch in der Abstimmung.
Laut Kita-Leiterin Kathrin Freund ist die künftige Struktur entsprechend unklar. Darf Steffi Teichmann an der Kita bleiben - oder wird sie "aufgeteilt"?
Sie beschreibt, warum Teichmann für ihre Schützlinge so wichtig ist: "Sie ermöglicht nicht nur fachliche Inputs für das Team, sie stellt neue Methoden und Materialien zur Sprachförderung vor und setzt dabei immer am Entwicklungsstand und den Interessen der Kinder an."
Dadurch profitieren alle Kinder, "ganz gleich, ob sie eine fremde Herkunftssprache sprechen, Verzögerungen in ihrer Sprachentwicklung zeigen oder keine sprachlichen 'Besonderheiten' haben". Sachsenweit gibt es bislang 424 geförderte Sprachfachkräfte.
Titelfoto: Maik Börner