Fehlende Notbetreuung: Chemnitzer Pflegeheim-Chef sitzt im Home-Schooling fest
Chemnitz - Home-Schooling statt Heimleitung: Jörg Petzold (41), Chef des Chemnitzer Pflegeheims "Willy-Brandt-Haus", muss sich derzeit daheim um seinen Siebenjährigen kümmern. Grund ist die coronabedingte Schließung der Grundschule Reichenbrand. Dass diese ohne eine Notbetreuung - zumindest für Eltern in systemrelevanten Berufen - vollzogen wird, macht den 41-Jährigen fassungslos.

Petzold wandte sich per E-Mail ans Kultusministerium (der Verlauf liegt der Redaktion vor): "Dass bei einer Schließung keine Notbetreuung eingerichtet wird und die Kinder den Eltern überlassen werden, ist gerade bei systemrelevanten Berufen grob fahrlässig!"
In seiner Antwort betont das Ministerium, dass dies ein Anliegen für die Kommune sei. Dies verbunden mit dem Hinweis, dass es andernorts (wie in Hainichen) ja auch mit der Notbetreuung klappe.
Die Stadt Chemnitz wiederum habe sich bewusst gegen eine flächendeckende Notbetreuung entschieden, da das Infektionsgeschehen mit 34 Ansteckungen über mehrere Klassenstufen hinweg so groß sei. Solveig Kempe (40, CDU), Stadträtin und Mitglied des Schulausschusses, sieht das Land in der Verantwortung: "Zumindest für Menschen in medizinischen Berufen und in der Pflege braucht es schnellstmöglich eine Lösung!"
Auf eine solche wartet der zweifache Familienvater Jörg Petzold derzeit. In dieser Woche habe er sich noch bei der Betreuung der Kinder (elf und sieben) arrangieren können.

Die Grundschule Reichenbrand ist mindestens aber bis zum 24. November geschlossen: "Weitere fünf Tage sind nicht möglich", so der Heimleiter.
Titelfoto: Maik Börner