Klimawandel bedroht Chemnitzer Museen: So sollen Kunstwerke geschützt werden

Chemnitz - 36 Grad, und es wird immer heißer: Der Klimawandel setzt nicht nur den Menschen zu, sondern auch der wertvollen Kultur. Die Kunstsammlungen Chemnitz bereiten sich deshalb mit einer Vielzahl von Maßnahmen gegen die langfristig steigende Hitze vor.

Carolin Nitsche (42) vor den Kunstsammlungen: Die Bäume sollen das Haus vor Hitze schützen.
Carolin Nitsche (42) vor den Kunstsammlungen: Die Bäume sollen das Haus vor Hitze schützen.  © Kristin Schmidt

Etwa 150.000 Werke lagern in Depots am Theaterplatz. Hier soll es nicht wärmer als 25 Grad werden. Wichtig: Die Luftfeuchtigkeit darf nicht schwanken, sonst leiden die Bestände.

Der Schutz der Kunst - für die Restauratoren Detlef Göschel (64) und Katrin Stephan (44) täglicher Job. Sie freuen sich über das gute Gebäude: "Das 1909 eröffnete Haus mit seinen dicken Mauern hält sich selbst gut kühl. Darum ist hier nur in einem von zwölf Depots eine Klimaanlage nötig."

Die Kunstschützer haben weitere Waffen gegen Hitze. Die Südseite hat nur wenige Fenster. Bäume beschatten das Mauerwerk. Nun werden alle Depotfenster mit Rollos und Wärmeschutzfolien ausgestattet. Sie senken mit den Belüftern die Raumtemperaturen um etwa vier Grad.

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Darauf wartet Katrin Stephan noch für ihr Textil-Depot: "Bisher haben wir nur Vorhänge. Die Temperatur liegt aktuell bei 25 Grad. Mehr sollte es nicht werden, um die beschichtete Baumwolle nicht zu gefährden." Überall stehen zudem Ent- und Befeuchter, "denn der Klimawandel ist eine echte Gefahr für die Kunst", weiß Detlef Göschel.

Im wenig gedämmten Museum Gunzenhauser sind zwei Klimaanlagen im Depot-Einsatz.

Katrin Stephan (44) und Dietmar Göschel (64) vor der Skulptur "Benediction": Dieses Werk braucht ein gleichmäßiges Raumklima.
Katrin Stephan (44) und Dietmar Göschel (64) vor der Skulptur "Benediction": Dieses Werk braucht ein gleichmäßiges Raumklima.  © Kristin Schmidt
Hitze wäre sehr schädlich: Katrin Stephan mit wachsartigen Chintz-Stoffen.
Hitze wäre sehr schädlich: Katrin Stephan mit wachsartigen Chintz-Stoffen.  © Kristin Schmidt

Pläne fürs Überleben

Kommentar von Bernd Rippert

Die Klimakrise eskaliert, und wir hängen mittendrin - zwischen Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung und Maßnahmen, die die Folgen selbiger abmildern.

Die Hitzeschutzmaßnahmen finde ich ziemlich schräg. Weil wir es als Menschheit und Gesellschaft nicht gebacken kriegen, den CO2- und Methanausstoß zu senken, investieren wir Milliarden in die Verhinderung von Folgen. Dazu gehören Begrünung der Innenstädte, grüne Dächer, Kühl-Räume für Passanten, Obdachlose und Senioren, Wasserspiele und Versickerungsflächen.

Jetzt beginnen die Museen auch noch mit Hitzeschutz für die Kunst. Mehr Klimaanlagen und verdunkelte Fenster sollen unser wertvolles Kulturgut vor Hitze und Luftfeuchtigkeit retten.

Derweil brennen kanadische Städte, wird die Frankfurter U-Bahn zur Wasserstraße und werden weltweit Kälte-, Regen- und Hitzerekorde in Serie gebrochen.

Was wir brauchen, sind keine Hitzeschutzpläne, sondern Überlebenspläne für die Menschheit. Die Klimakatastrophe holt am Ende jeden, egal ob er die menschengemachte Erwärmung leugnet, fördert oder bekämpft.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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