Konzept für den neuen Chemnitzer Nachtbürgermeister steht

Chemnitz - Projekt "Nachtigal": Das Kulturbündnis Hand in Hand und Mitarbeiterinnen der Technischen Universität stellten ihr Konzept für einen Chemnitzer Nachtkoordinator vor. Dieser soll im städtischen Nachtleben nicht nur vermitteln, sondern das Angebot mit Blick auf 2025 auch für das Kulturhauptstadtjahr ausbauen.

Silvesterparty im Luxor: Hier können gut und gerne 1000 Menschen gleichzeitig feiern.
Silvesterparty im Luxor: Hier können gut und gerne 1000 Menschen gleichzeitig feiern.  © Sven Gleisberg

Viele Städte haben ihn schon, den sogenannten Nachtbürgermeister. Für Kai Winkler (43), Vorsitzender von Hand in Hand, ist der Begriff jedoch zu eng gefasst: "Es geht um jemanden, der sich um die Belange aller Menschen kümmert, die mit dem Nachtleben zu tun haben."

Natürlich gehe es um Clubs, Bars und Anwohner. Aber auch um Taxi- und ÖPNV-Fahrer, Tankstellenverkäufer und Co. Und es geht um die Wirtschaft (Stichwort: Nachtökonomie).

Laut Planung würde der Nachtmanager nicht nur die bestehende Infrastruktur verbessern und zwischen den Akteuren vermitteln. Er soll auch ausbauen und vernetzen. "Ein wichtiger Aspekt, gerade wenn man an 2025, wenn Tausende Menschen wöchentlich in die Stadt strömen sollen."

Chemnitz: So kraftvoll feierte Chemnitz in den Mai
Chemnitz Lokal So kraftvoll feierte Chemnitz in den Mai

Für das Projekt "Nachtigal" (angelehnt an die Nachtigall) sollen zweieinhalb Stellen im Rathaus geschaffen werden. Die jährlichen Kosten werden auf 200.000 Euro geschätzt. Das Konzept wird nun an den Stadtrat übergeben: "In der Hoffnung, dass es umgesetzt wird", so Kai Winkler.

Kai Winkler (43) ist der Vorsitzende von "Hand in Hand".
Kai Winkler (43) ist der Vorsitzende von "Hand in Hand".  © Kristin Schmidt
Kraftklub-Konzert vorm Wirkbau: Die Location befindet sich südlich des Innenstadtkerns.
Kraftklub-Konzert vorm Wirkbau: Die Location befindet sich südlich des Innenstadtkerns.  © Ernesto Uhlemann

Lösung gefragt

Kommentar von Gabriel Schwab

Und wo geht's nun zur Aftershow? Eine Frage, die für Gäste der Kulturhauptstadt beantwortet sein sollte, noch ehe sie sich diese stellen. Wie vieles in dieser Stadt ist auch das Angebot an Clubs und Bars dezentral aufgestellt. Oft liegen sie weit auseinander. Für Auswärtige ist das problematisch.

Spätestens wenn die Bühnenbeleuchtungen erloschen sind, Referenten ihre Pulte verlassen und Bands ihre Verstärker ausschalten, werden aus Kulturschwärmern Nachtschwärmer. Wer dann noch etwas erleben will, sollte schon vorher wissen, wo die Reise hingeht. Angebote sind vorhanden, liegen oft aber weit voneinander entfernt. In Chemnitz bündelt keine Kneipenmeile und kein Diskotheken-Gelände die Vielzahl an Clubs und Bars, die sich weit über die Innenstadt hinaus verteilen. Daran wird sich bis 2025 auch nicht viel ändern.

Bleibt also nur, die Wege zu verkürzen: Das klappte bei jüngeren Veranstaltungen wie etwa der Chemnitzer Museumsnacht schon ganz gut. Hier setzte man auf Shuttlebusse, die die Massen zwischen den Stadtteilen in Bewegung setzten. Das Veranstaltungsangebot und die Routen wurden gut illustriert. Besucher wussten, wo sie was zu finden hatten.

Diese Strategie ist jedoch nur bei punktuellen Ereignissen von Erfolg gekrönt. Soll ein ganzes Jahr über gefeiert werden (und möglichst darüber hinaus), braucht es eine strukturelle Lösung. Derzeit gibt es stattdessen nur strukturelle Probleme. Nachtlinien werden gestrichen, nicht geschaffen.

Gerade in der Nacht ist es keine Selbstverständlichkeit, ein Taxi zu bekommen (schon gar nicht sofort). E-Roller und Auto sind bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol keine Option. Gäbe es nur jemanden, der sich dieser und anderer Probleme im Nachtleben annähme ...

Titelfoto: Ernesto Uhlmann, Kristin Schmidt

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