Nach Missbrauchs-Skandal in Chemnitzer Kita: Überprüfung von fast 1300 Angestellten
Chemnitz - Alle Mitarbeiter in Chemnitzer Kinder- und Jugendeinrichtungen müssen aktuell ein Führungszeugnis vorlegen. Hintergrund der Aktion ist der Fall eines Sexualstraftäters, der in einer Kita trotz seiner Vorstrafen als Erzieher tätig sein konnte.
Der Fall machte Schlagzeilen: David E. (37), einst als "Kirchenflieger" weltberühmt geworden, wurde im Februar wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes zu dreieinhalb Jahren verurteilt.
Bereits 2017 war er wegen Kindesmissbrauchs zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Unfassbare: In der Zwischenzeit durfte E. trotz des ersten Urteils als Erzieher in einer Chemnitzer Kita arbeiten!
Die Stadtverwaltung will nun dafür sorgen, dass solche Fälle nicht noch einmal vorkommen - und hat 1284 Mitarbeiter von Kitas und Schulen aufgefordert, ein erweitertes Führungszeugnis zu präsentieren.
Beim erweiterten Führungszeugnis sind - im Gegensatz zum einfachen - alle Verurteilungen erfasst. Allein im Raum Chemnitz gibt es aktuell 90 Kitas in kommunaler Trägerschaft.
"Bei Einstellungsverfahren auf Stellen für die gesetzlich vorgeschriebenen Tätigkeiten und danach im Abstand von fünf Jahren fordert die Stadt Chemnitz die Personen ausnahmslos dazu auf, ein erweitertes Führungszeugnis zu beantragen und vorzulegen", so das Rathaus.
Arbeitsrechtlich bedenklich - aber trotzdem angemessen?
Eine der Personen, die die Stadt auf den Fall von David E. und seine Konsequenzen aufmerksam gemacht haben, ist die Chemnitzer Rechtsanwältin Kerstin Börner. Sie fungierte im zweiten Verfahren gegen E. als Opfervertreterin.
"Ich finde es in Ordnung, wenn die Stadt Chemnitz zum Schutz der Kinder solche Maßnahmen ergreift, auch wenn dies arbeitsrechtlich bedenklich ist. Es möchte ja schließlich keiner der Angestellten, dass sein Kind oder Enkelkind so einem Menschen ausgeliefert wird."
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa, RTL, Bundesamt für Justiz