"Nazivilla" auf Steuerzahler-Kosten? Stadtrat streitet um Denkmal-Zuschuss!

Chemnitz - Sie liegt märchenhaft versteckt am Fuße des Pfarrhübels in Altchemnitz: die Villa Pfauter. Seit Jahren sorgt das Denkmal mit dunkler Vergangenheit immer wieder für hitzige Debatten im Stadtrat. Jetzt rückt das Objekt erneut in den Fokus.

Die Villa Pfauter liegt in Altchemnitz direkt an der Annaberger Straße.
Die Villa Pfauter liegt in Altchemnitz direkt an der Annaberger Straße.  © Ralph Kunz

Im Rahmen der Denkmalförderung will das Rathaus Eigentümer Rüdiger Stender 413 Euro für die Fällung von drei Bäumen und Ersatzpflanzungen auf dem Grundstück zuschießen.

Aber: Romantik trifft Realität. Was in der Hochglanz-Broschüre des Bauunternehmers als "herrschaftliches Ensemble mit Remise und Tiefgarage" in einem Park angepriesen wird, ist ein Gebäude mit schwer belasteter Historie.

Die Villa wurde nach dem Tod von Erbauer Hermann Pfauter (1854 - 1914) von Witwe Clara und ihren zehn Kindern bewohnt.

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Die Firma Pfauter (später VEB Modul) profitierte im Dritten Reich massiv vom Krieg, betrieb Zwangsarbeiterlager, lieferte Rüstungszubehör – und ließ die Villa höchstwahrscheinlich von der SS für Verhöre nutzen.

Die Stand und der Investor schweigen

Detlef Müller (60, SPD) hält den städtischen Denkmal-Zuschuss für die Baumfällungen an der Villa Pfauter für vertretbar.
Detlef Müller (60, SPD) hält den städtischen Denkmal-Zuschuss für die Baumfällungen an der Villa Pfauter für vertretbar.  © Uwe Meinhold
Für Ronald Preuß (62, AfD) sind in Sachen Villa Pfauter "noch zu viele Fragen offen".
Für Ronald Preuß (62, AfD) sind in Sachen Villa Pfauter "noch zu viele Fragen offen".  © Ralph Kunz

Zu DDR-Zeiten zog ein Kinderheim ein. Später verfiel das Haus, die Erben verzichteten 2012 auf die Immobilie, weil ihnen die Sanierung zu teuer war. Da griff Baulöwe Stender zu und errichtete dort 2016 zehn Eigentumswohnungen und plant jetzt weitere Luxuswohnungen.

Der Stadtrat muss nun darüber befinden, ob der Unternehmer für die Baumfällung einen Zuschuss bekommt.

Detlef Müller (60, SPD) relativiert: "Es geht um 0,4 Prozent der Fördersumme insgesamt. Das Gelände ist stadtbildprägend." Außerdem könne man den Erbauer nicht für die spätere Nutzung verantwortlich machen. Das BSW fragt dagegen offen: "Soll die Stadt wirklich eine Nazivilla mit Steuergeldern fördern?" Ronald Preuß (62, AfD) zweifelt grundsätzlich: "Wieso braucht ein Investor dafür überhaupt Steuergeld?"

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Und die Stadt? Mauert: "Zu diesem Thema liegt aktuell eine Informationsanfrage aus dem Stadtrat vor, deren Beantwortung wir nicht vorgreifen." Auch Investor Stender schweigt.

Titelfoto: Ralph Kunz

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