Pilotprojekt: In diesem Wohnhaus in Chemnitz werden Fische gezüchtet
Chemnitz - Landwirtschaft in einem Haus mitten in Chemnitz - ein Pilotprojekt auf dem Sonnenberg in Chemnitz ist angetreten, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Ein deutschlandweit einmaliger Versuch mit Hindernissen.

In der Peterstraße 28 hangeln sich in einem gläsernen Turm Stangenbohnen und Gurkenpflanzen an Schnüren in die Höhe.
Sie wurzeln ebenso wie Peperoni, Basilikum und die Ranken von Wassermelonen in metallenen Kästen, in die nichts als nährstoffreiches Wasser gepumpt wird. Es stammt aus vier großen Fischbassins im Keller, in denen Forellen und Störe gezüchtet werden.
Die Idee ist ein wassersparender Kreislauf, in dem sich die Pflanzen von den Ausscheidungen der Fische ernähren und das Wasser reinigen.
"Derzeit steht an der Anlage Forschung, Bildung und Teilhabe im Vordergrund. Der wirtschaftliche Betrieb ist ein Ziel, von dem wir noch weit entfernt sind", sagt Stefan Willi (58) vom sozialpädagogischen Betreuungsdienst Delphin, dem Träger des ungewöhnlichen Projektes.




Eine Tonne Fisch pro Jahr zugelassen

Der Teufel steckt im Detail: "Voriges Jahr wuchsen die Tomaten hervorragend - nur trugen sie leider keine Früchte, obwohl wir extra Hummeln angesiedelt hatten. Dieses Jahr verdarb eine Krankheit die meisten Gurkenpflanzen", schildert Willi die Schwierigkeiten.
"Pflanzenschutzmittel sind wegen der Fische tabu. Wir setzen auf Nützlinge und lernen schrittweise, was funktioniert und was nicht."
Zu Weihnachten wurden die ersten 100 Kilogramm Forellen verkauft. Zugelassen ist die Anlage für eine Tonne Fisch pro Jahr, der perspektivisch im Hofladen verkauft werden soll.
Wer sich für die Funktionsweise der Anlage interessiert, beispielsweise um eigene Kräuter mit Aquariumwasser heranzuziehen, erhält Einblick bei Führungen, die einmal monatlich stattfinden. Die nächste ist am heutigen Freitag um 14 Uhr. Kosten: 10 Euro.
Titelfoto: Maik Börner