Sächsische Firmen wollen Erdöl statt Gas, doch es gibt ein großes Problem

Chemnitz - Firmen aus Sachsen wollen weg vom Erdgas, bevor der Winter kommt. Doch die Bürokratie steht im Weg, beklagen manche Firmen-Chefs. Sie wünschen sich schnelle Genehmigungen von Flüssiggas- und Erdöl-Anlagen.

Geben bei "Spandauer Velours" in Lichtenstein die Richtung vor: Dominik Voggenreiter (42, l.) und Steffen Martin (44).
Geben bei "Spandauer Velours" in Lichtenstein die Richtung vor: Dominik Voggenreiter (42, l.) und Steffen Martin (44).  © Maik Börner

"Wenn wir jetzt einfach unsere Flüssiggas-Anlage bauen könnten, wären wir im November damit fertig", sagt Steffen Martin (44). Er ist Chef der Textilfabrik "Spandauer Velours" in Lichtenstein (Kreis Zwickau).

Die 110 Mitarbeiter produzieren hauptsächlich technische Textilien, etwa für Malerwalzen. Bis jetzt hängt die Fabrik am Erdgas. "Aber wegen der unsicheren Versorgungslage wollen wir teils auf Flüssiggas umsteigen. Es geht hier um rund 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr." Das entspricht in etwa dem Bedarf von 100 Vier-Personen-Haushalten.

Doch die Behörden müssen den Bau der Flüssiggas-Anlage genehmigen. "Die Errichter-Firma der Anlage sagt uns, dass die Bearbeitungszeit der Behörden erfahrungsgemäß mindestens sechs Monate dauert", sagt Firmen-Chef Martin.

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Den Umstieg wagen will er trotzdem - auch wenn der vielleicht erst im nächsten Frühjahr gelingt.

Neben der Werkshalle will das Unternehmen eine Flüssiggas-Anlage errichten lassen.
Neben der Werkshalle will das Unternehmen eine Flüssiggas-Anlage errichten lassen.  © PR
Grit Müller (51) kontrolliert die durchlaufenden Textilfasern.
Grit Müller (51) kontrolliert die durchlaufenden Textilfasern.  © Maik Börner
Krieg und politische Machtspiele: Erdgas wird in Europa zu einem teuren Gut. Unternehmen suchen nach Alternativen, um ihre Energieversorgung zu sichern.
Krieg und politische Machtspiele: Erdgas wird in Europa zu einem teuren Gut. Unternehmen suchen nach Alternativen, um ihre Energieversorgung zu sichern.  © imago/Manngold

Chemnitzer IHK-Boss: "Am häufigsten ist die Umstellung von Gas auf Öl das Problem"

Martin Witschaß (37) leitet die Standortpolitik der IHK Chemnitz.
Martin Witschaß (37) leitet die Standortpolitik der IHK Chemnitz.  © PR

Die Textil-Firma aus Lichtenstein ist kein Einzelfall. Das bestätigen sowohl die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft als auch die IHK Chemnitz.

"Am häufigsten ist die Umstellung von Gas auf Öl das Problem", sagt Martin Witschaß (37), Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Chemnitz. Die teils langen Bearbeitungszeiten liegen nach seiner Sicht nicht an den Behörden.

"Die sächsischen Behörden tun schon viel, um die Verfahren schnell abzuwickeln. Aber es braucht Nachschärfungen vom Bund. Wir plädieren dafür, die immissionsschutzrechtlichen Verfahren zu straffen - oder zeitweise auszusetzen."

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Das Bundes-Umweltministerium hält auf TAG24-Anfrage dagegen, dass der Notfallplan Gas bereits "vereinfachte und beschleunigte Zulassungsverfahren" ermögliche. Es sei nun Sache der Behörden, sie anzuwenden.

Das sächsische Umweltministerium hat nach eigener Aussage "die zuständigen Behörden aufgefordert, aktiv auf die betroffenen Unternehmen zuzugehen und über die Neuregelungen und Verfahrenserleichterungen zu informieren".

Titelfoto: PR, IMAGO/Manngold

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