Schimmel, Gestank und fehlende Fluchtwege: Diese Schule in Chemnitz gammelt vor sich hin
Chemnitz - Außen hui, innen pfui: Schimmel in der Küche, Risse in den Wänden, offene Kabel - so sieht der Schulalltag von 400 Schülern der Unteren Luisenschule in Chemnitz aus. Die Demokratiegruppe hat alle Abgeordnete nun zu einer Führung durchs Haus eingeladen, damit unter politischem Druck möglichst schnell etwas passiert.
Der erste Gang führt in die Schulküche. Noch vor Betreten warnt Schülerin Michelle Stegmann (15): "Wir mussten letztens zehn Minuten durchlüften, bevor wir den Raum betreten konnten. Also nicht erschrecken, wenn's riecht."
Und ja, es stinkt: Da die Küche nicht richtig ablüften kann, hat sich bereits Schimmel hinter den Schränken gebildet. Auch in den Essens- und Nährräumen hat sich Kristallschimmel ausgebreitet.
Selbst wer nun fliehen wöllte, könnte es nicht. Denn der einzige Notausgang führt durch den Keller. Im Brandfall blieben nur die Fenster.
Doch die abgesenkte Decke darüber verhindert das Öffnen. Nicht mal ein Fünftklässler käme hier durch.
Grünen-Politiker Herrmann: "Die Zustände an unseren Oberschulen sind leider Realität"
Wer sich vor den Flammen in einen Nebenraum flüchten wöllte, würde womöglich einen Stromschlag erleiden, denn hier ragen Kabel offen aus den Böden.
Der blanke Horror für jede Aufsichtskraft. "Als Lehrer muss man sich dreiteilen", sagt Kunst- und Ethik-Lehrerin Katarina Seidel (38). Nach zwei Stunden endet der Rundgang im überhitzten Klassenraum ein paar Etagen höher.
Bei den Stadträten herrscht betretenes Schweigen. Bundestagsabgeordneter Bernhard Herrmann (57, Grüne) sagt: "Die Zustände an unseren Oberschulen sind leider Realität. Wir brauchen Lehrerinnen wie Frau Seidel, die noch etwas verändern wollen."
Christin Furtenbacher (38, Grüne) will nun bei der Schulbehörde noch mal nachhaken und die Thematik "bestimmt mit in den Schulausschuss nehmen". Die Schüler hoffen nun, dass sie dort auch etwas für die Untere Luisenschule erreichen kann.
Titelfoto: Maik Börner