Schulleiterin aus Sachsen schlägt Alarm: Schüler werden immer respektloser!

Chemnitz/Marienberg - Norma Grube (39) leitet eine Oberschule im Erzgebirge und in Chemnitz. Sie berichtet von teils schockierenden Zuständen: Gewalt, Respektlosigkeit gegenüber Lehrern und von gravierenden Sprachproblemen.

Norma Grube (39) ist Chefin der Trebra Oberschule in Marienberg. Dort erlebt sie immer wieder Schüler, die respektlos mit Mitschülern und Lehrern umgehen.
Norma Grube (39) ist Chefin der Trebra Oberschule in Marienberg. Dort erlebt sie immer wieder Schüler, die respektlos mit Mitschülern und Lehrern umgehen.  © Uwe Meinhold

Grube ist Chefin der Trebra Oberschule in Marienberg. Seit Kurzem leitet sie auch noch die Untere Luisenschule in Chemnitz, weil sich weit und breit keine Schulleitung fand.

Im Erzgebirge gebe es ein gutes Sozialgefüge und stabile Elternhäuser, berichtet Grube gegenüber der "Welt". In Chemnitz sehe das anders aus: Etwa die Hälfte der Schüler kommt nicht aus Deutschland - das mache etwas mit der Schule.

Auf dem Schulhof würden 23 verschiedene Nationen aufeinandertreffen. Da ist Stress vorprogrammiert - etwa bei russischen und ukrainischen Schülern. Teilweise müssten Dolmetscher bei Elterngesprächen dabei sein, um vernünftig kommunizieren zu können.

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Ein weiteres großes Problem: die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Lehrern! Beschimpfungen gegenüber den Lehrkräften würden zum schulischen Alltag gehören, berichtet die Schulleiterin.

Gleiches kritisierte auch CDU-Chef Friedrich Merz (67) bei Markus Lanz. "Sprechen Sie mal mit Lehrerinnen und Lehrern in den Grundschulen, was die jeden Tag erleben, auch an verbaler Gewalt. Und dann wollen sie diese Kinder zur Ordnung rufen und die Folge ist, dass die Väter in den Schulen erscheinen und sich das verbitten, insbesondere wenn es sich um Lehrerinnen handelt, dass sie ihre Söhne, die kleinen Paschas, da mal etwas zurechtweisen."

Für die Paschas-Aussage wurde Merz anschließend heftig kritisiert. Er selbst verteidigte seine Aussage.

Auch Friedrich Merz (67, CDU) sprach die gravierenden Probleme an Schulen an.
Auch Friedrich Merz (67, CDU) sprach die gravierenden Probleme an Schulen an.  © Axel Heimken/dpa

Kein Platz: Prügel-Schüler kann nicht an andere Schule abgeschoben werden

In vielen Schulen gibt es keinen Platz mehr: So können Schüler bei Auffälligkeiten nicht an andere Schulen abgeschoben werden. (Symbolbild).
In vielen Schulen gibt es keinen Platz mehr: So können Schüler bei Auffälligkeiten nicht an andere Schulen abgeschoben werden. (Symbolbild).  © Philipp von Ditfurth/dpa

Ein weiteres Problem: gewalttätige Schüler. Zum Schuljahresbeginn habe ein Schüler in Marienberg einen anderen ins Krankenhaus geprügelt. Die Schulleiterin wollte den Prügel-Schüler der Schule verweisen. Doch das ging nicht - es gab schlichtweg keinen Platz an anderen Schulen.

Auch der Lehrermangel wird zunehmend immer dramatischer, berichtet die Schulleiterin. Eine Ursache dafür: der Lehrer-Beruf ist unattraktiv geworden. Vor allem, weil die psychische Belastung extremer wird.

Doch es sei wichtig, alle Unterrichtsfächer anbieten zu können. Auch Religions- oder Ethik-Unterricht sei von Bedeutung.

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"Es ist unsere einzige Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die moralischen Vorstellungen unserer zukünftigen Bürger", so Grube.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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