So lief die große Mai-Demo in Chemnitz ab
Chemnitz - Mit einem politischen Rave am Karl-Marx-Monument startete Chemnitz in den Tag der Arbeit.

Ab 9 Uhr wurde getanzt - dazu gab’s Kaffee, Pommes und erste politische Gespräche. Um 10 Uhr setzte sich die große Demo unter dem Motto "Unkürzbar" in Bewegung.
Die Teilnehmer zogen vom Marx-Monument zum Neumarkt - dem Zentrum der Kundgebung vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Das Motto: "Mach dich stark mit uns!"
DGB-Chefin Yasmin Fahimi (57) fand klare Worte: "Wir wollen ein Wirtschaftswachstum für gute Jobs statt noch mehr Geld für Geschäfte auf dem Rücken der Beschäftigten."
Auf dem Neumarkt boten Gewerkschaften und Parteien Info- und Aktionsstände. Außerdem gab es Diskussionsrunden auf der Bühne. Für Stimmung sorgten "Die Zöllner" und "Keimzeit".
Doch nicht nur die Bands lockten zahlreiche Teilnehmer und Besucher. TAG24 fragte nach: Warum seid Ihr hier?


Matthias Gertack (61) arbeitet als Ingenieur

Er wohnt auf dem Kapellenberg, ist IG-Metall-Mitglied und im Betriebsrat. Die Maikundgebung besucht der Ingenieur jedes Jahr: "Ich finde die Veranstaltung sinnvoll.
Der 1. Mai steht für Solidarität - das ist wichtig." Die Rede von DGB-Chefin Yasmin Fahimi hat ihn besonders überzeugt: "Was Frau Fahimi sagt, ist richtig. Vor allem das mit der Tarifbindung - das ist in der aktuellen Zeit besonders wichtig."
Wer nun aktiv werden muss, ist für ihn klar: "Die Politik muss handeln, aber fordern muss es letztendlich die breite Masse."
Hanna (20) absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)

Sie kommt aus Freiberg und macht gerade ein FSJ in Chemnitz. Am 1. Mai zieht es sie auf den Neumarkt - nicht nur wegen der Sonne: "Klar, das Wetter bringt einen raus, aber es ist total wichtig, sich für Rechte starkzumachen."
Für sie ist es die erste Maikundgebung in diesem Rahmen: "In dem Umfang hab ich das noch nie gesehen." Was in der aktuellen Zeit zählt?
Für Hanna ist klar: "Man muss zuhören und respektvoll bleiben. Vor allem auf die hören, die es wirklich betrifft - die, die unter den Umständen leiden. Es gibt nicht nur das Negative. Man muss beides sehen - das Gute und das Schlechte."
Sara (26), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU und Wirtschaftslehrer Franz (28)

Sie leben seit fünf Jahren in Chemnitz. Am Tag der Arbeit beobachten die beiden, dass viele junge Menschen ihr Interesse zeigen.
"Aber die 30- bis 50-Jährigen, die es eigentlich betrifft, sieht man leider zu selten. Dabei wären genau die hier gefragt", so Franz.
Er ist selbst ver.di-Mitglied. Besonders gefallen hat ihm das Miteinander auf der Veranstaltung: "Das Gesamtkonzept ist gelungen." Sara schätzt vor allem den offenen Austausch: "Es ist gut, dass hier Raum ist, um Themen anzusprechen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen."
Was ist aktuell wichtig? Franz antwortet aus seinem Berufsalltag: "Ich würde mir wünschen, dass Mehrarbeit endlich richtig anerkannt wird."
Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold (2)