So wappnen sich Chemnitzer Tierheim und Tierpark für Silvester
Chemnitz - Knall! Krach! Boom! Bang! So klingt der Soundtrack an Silvester. Wenn die Raketen in den Himmel starten und die Böller am Boden zerknallen, dann ist das für Manche ein würdiger Jahresausklang, für viele Tiere aber auch ein Horror-Szenario.
Der Tierpark und das Tierheim am Pfarrhübel in Chemnitz ergreifen so einiges an Vorsichtsmaßnahmen, um ihren Tieren den Jahreswechsel so stressfrei wie möglich zu gestalten.
Im Tierpark halten sich die Maßnahmen zum Schutz der tierischen Bewohner in Grenzen. Aus gutem Grund! "Die Tiere sollen nicht aus ihrem gewohnten Rhythmus gebracht werden", sagt Jan Klösters (40, Zoopädagoge), der seit 2018 im Tierpark arbeitet. Zum Jahreswechsel werden beispielsweise die Fenster der Ställe und Gebäude geschlossen, um mögliche Brände zu verhindern.
Außerdem patrouilliert der Wachschutz zu Neujahr verstärkt im Gelände, um Brände oder Schäden frühzeitig entdecken zu können. Fluchttiere wie die Przewalski-Pferde des Tierparks dürfen auf das Außengehege. Würde man diese im Stall einsperren, dann könnten sich die Tiere gegenseitig verletzen, wenn sie durch Krach aufgescheucht werden.
Im Tierpark gibt es circa 250 verschiedene Tierarten.
Im Chemnitzer Tierheim fällt das Gassigehen komplett aus
Das Tierheim Chemnitz am Pfarrhübel beherbergt etwa 100 Tiere, davon über 40 Hunde. Vor allem diese Vierbeiner benötigen über den Jahreswechsel besondere Aufmerksamkeit. "In dieser Zeit sichern wir die Hunde mit einem Sicherheitsgeschirr, einem zusätzlichen Halsband und einer Doppelleine", sagt Anne Schilling (36), Tierärztin und stellvertretende Leiterin des Tierheims.
Wenn sich Hunde erschrecken, bestehe die Gefahr, dass sie sich aus einer einfachen Sicherung herauswinden und weglaufen. Die Tiere könne man dann nur schwer wieder einfangen, da diese verängstigt und verstört seien. "Auch das Gassigehen an Silvester wird komplett ausfallen, um die Tiere keiner Gefahr auszusetzen", sagt die 36-Jährige.
Dazu werden auch die Fenster sowie die Außengehege des Tierheims geschlossen. "Wir wollen den Tieren eine Rückzugsecke schaffen", meint Anja Schilling. Auch auf zu reichhaltige Ernährung werde an diesen Tagen verzichtet, damit die Tiere vor Aufregung sich nicht erbrechen oder Durchfall bekommen.
Im Notfall gebe es noch die Möglichkeit, in Absprache mit dem Tierarzt, Beruhigungsmedikamente zu verabreichen.
Tradition verpflichtet?
Kommentar von Sebastian Gogol
Schon seit Jahrhunderten wird das alte Jahr am Silvesterabend mit einem Knall verabschiedet. Doch brauchen wir diese Tradition wirklich noch? Ich finde nicht, denn für unsere Tiere ist es alljährlich eine Belastung, diese Tage zu überstehen.
Die Böllerei findet ja längst nicht mehr nur zu Silvester statt, wie es gesetzlich geregelt ist, sondern schon einige Tage vorher. Wir sollten die Tiere, so gut es geht, schützen. Da gehört es auch bei aller Feierei mit dazu, daran zu denken und eventuell etwas weniger oder gar kein Feuerwerk in die Einkaufswagen zu packen. Das schont den Geldbeutel und auch die Umwelt, denn die Feinstaubbelastung ist in diesen Zeiten besonders hoch.
Vergangenes Jahr fragte ich mich auch, wie sich wohl Flüchtlinge während des Feuerwerks fühlten. Werden sie durch das Böllern an die Bomben im Krieg erinnert?
In meinem persönlichen Jahresrückblick fühlte es sich für mich so an, als ob beinahe jedes Wochenende Silvester gewesen wäre. Schulanfänge, Hochzeiten, Geburtstage: Ohne Knall kommen diese Feiern leider nicht mehr aus. Das freut die Feuerwerkshersteller, aber Tiere und Umwelt bleiben die Verlierer.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/lhe, Uwe Meinhold (2)