Stadt soll geplante Abriss-Arbeiten stoppen: Landesamt fordert Denkmalschutz für Bunte Esse

Chemnitz - Ein Vorstoß vom Landesamt für Denkmalpflege (LfD) steht im Raum, der Teile des HKW Nord sowie die Bunte Esse in Chemnitz unter Denkmalschutz stellen soll. Dafür sollen alle geplanten Abrissarbeiten auf dem Gelände vorerst gestoppt werden.

Das HKW Nord mit dem 302 Meter hohen Lulatsch.
Das HKW Nord mit dem 302 Meter hohen Lulatsch.  © Uwe Meinhold

Die Pläne gehen aus einem Schreiben hervor, was das LfD vor einigen Tagen an die Stadtverwaltung schickte. "Aus dem Schreiben geht hervor, dass das gesamte HKW Nord als denkmalfähig und denkmalwürdig eingestuft wird", heißt es aus dem Rathaus.

Die Untere Denkmalschutzbehörde müsse bei allen Genehmigungsverfahren im Areal des HKW Nord eingebunden werden. Auch das LfD bestätigte gegenüber TAG24 den Vorstoß: "Wir haben gegenüber der Stadt Chemnitz geltend gemacht, das HKW Nord und die 'Bunte Esse' als Kulturdenkmal anzusehen und deshalb die Stadt gebeten, Abbruchanträge vorerst auszusetzen", so eine Sprecherin.

Das LfD strebt ein gemeinsames Konzept für die Erhaltung der denkmalrelevanten Anlage an.

Teile des Geländes sollen ein Kulturdenkmal werden.
Teile des Geländes sollen ein Kulturdenkmal werden.  © Sven Gleisberg
Das Areal um den Entladebunker soll ab 2025 abgerissen werden.
Das Areal um den Entladebunker soll ab 2025 abgerissen werden.  © Uwe Meinhold

Keine Notwendigkeit, den Schornstein abzureißen

Roland Warner (61), Vorsitzender der Geschäftsführung von eins Energie.
Roland Warner (61), Vorsitzender der Geschäftsführung von eins Energie.  © Kristin Schmidt

"Aktuell laufen noch keine Rückbauarbeiten und bis Ende des Jahres sind auch keine geplant", erklärt eins-Sprecherin Cindy Haase (44) auf TAG24-Nachfrage.

Der Rückbau betreffe lediglich die Brücke über die Blankenburgstraße bis zum Entladebunker des HKW Nord. Der Abriss soll Anfang kommenden Jahres beginnen, während ab Frühjahr 2026 der Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage auf dem Gelände vorgesehen ist.

Interessant ist, dass der "Lulatsch" – der 302 Meter hohe Schornstein des HKW Nord – bei den Abrissplänen ohnehin keine Rolle spielte. Eins-Chef Roland Warner (61) hatte bereits im Januar im Zuge der Stilllegung des Kraftwerks betont, dass es keine Notwendigkeit gebe, den Schornstein abzureißen.

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Am 30. September ist ein Vor-Ort-Termin mit dem LfD geplant.

Es werde Denkmal!

Kommentar von Sebastian Gogol

Unsere 302 Meter hohe Esse hat trotz Kohleabschaltung und dem damit verbundenen Funktionsverlust nichts von ihrer imposanten Ausstrahlung verloren. Jetzt befassen sich sogar Denkmalpfleger des Freistaates mit dem Lulatsch und seiner Umgebung. Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht?

Der Vorstoß des Landesamtes für Denkmalpflege, das Areal unter Denkmalschutz zu stellen, weckt bei mir wahre Begeisterung. Warum? Der Denkmalschutz bietet die Chance, das Areal und insbesondere den Lulatsch dauerhaft zu bewahren.

Zwar gibt es derzeit keine Pläne, den Chemnitzer Riesen abzureißen, doch die Zukunft ist ungewiss. Der Denkmalschutz würde hier vorbeugen und sicherstellen, dass der Lulatsch noch viele Jahre lang Teil unserer Stadt bleibt.

„Willkommen am Kulturdenkmal Lulatsch“ – das klingt doch großartig! Und apropos: In Europa gibt es zahlreiche Denkmäler, die für Besucher zugänglich sind, wie etwa der Eiffelturm.

Vielleicht kommen wir mit dem Denkmalschutz der Idee näher, die Esse als Aussichtsplattform zu nutzen – entsprechende Vorschläge gab es bereits genug.

Titelfoto: Bildmontage: Uwe Meinhold, Sven Gleisberg

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