Überraschungs-Fund im Versteinerten Wald: Urzeit-Farn in Chemnitz entdeckt
Chemnitz - Wissenschaftler haben eine neue Pflanze aus dem Versteinerten Wald in Chemnitz beschrieben: Ein bis zu zehn Meter hoher schlanker Stamm, über den sich eine schirmartige Krone mit drei Meter langen filigranen Blattwedeln spannte. Die Existenz des Farnsamers Medullosa stellata Cotta 1832 ist schon seit 190 Jahren bekannt - nur wie das Gewächs wirklich aussah, wusste bisher kein Mensch.
Beim Vulkanausbruch vor 291 Millionen Jahren war die Krone abgebrochen und kopfüber in die konservierende Asche gefallen.
2010 tauchte sie bei Ausgrabungen wieder auf: "Zunächst hielten wir das Gebilde für einen Wurzelstock, bis uns die Blattansätze auffielen", erinnert sich der Leiter des Naturkundemuseums, Ronny Rößler (56).
"Die großen Wedel lassen auf eine große Verdunstungskapazität schließen. Die Art war quasi die Sprinkleranlage des Waldes."
Der Farnsamer - ein Zwischenwesen aus Farn und Samenpflanze - wurde zehn Jahre lang aus über 100 Einzelstücken zusammengesetzt und aufwendig präpariert. 2020 begann Paläobotaniker Ludwig Luthardt, der mittlerweile am Naturkundemuseum in Berlin tätig ist, in Chemnitz mit der Erforschung des Fundes: "Ein spannender Aspekt ist die ökologische Rolle dieser Farnsamer."
Genauso wie heute befand sich das Klima vor 291 Millionen Jahren in einem großen Umbruch. "Die Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Wechselwirkung zwischen Vegetation und Klima bei", so Luthardt.
Titelfoto: Sven GleisbergSven Gleisberg