Chemnitz diskutiert: Wie bewahrt man das Wismut-Erbe?

Chemnitz - Uranbergbau der Wismut prägt die Region Westsachsen und viele Familiengeschichten bis heute. Das Wismut-Netzwerk holte zum Kulturhauptstadtjahr Geschichten an die Oberfläche, die vielleicht absichtlich vergessen wurden. Wie kann das Erbe weitergedacht werden?

Blick auf den Förderturm und das Maschinenhaus von Schacht 371 der Wismut.
Blick auf den Förderturm und das Maschinenhaus von Schacht 371 der Wismut.  © picture alliance/dpa

Diese Frage beschäftigte das Netzwerk am Mittwoch. In einer Talkrunde suchte es nach Potenzialen und Perspektiven der Wismut-Historie. Dabei wurde deutlich: Die Geschichte ist weit mehr als ein Kapitel regionaler Bergbau-Vergangenheit. Sie ist Identitätskern, Herausforderung - und Chance.

Ferenc Csák (51), Leiter des Kulturbetriebs der Stadt Chemnitz, sieht im Wismut-Erbe nicht nur ein lokales, sondern ein gesamtgesellschaftliches Thema. Chemnitz positioniere sich während der KuHa zu seiner bergbaulichen Vergangenheit. Dazu tragen unter anderem das "Purple-Path"-Motto "Alles kommt vom Berg her" und die Oper "Rummelplatz" bei.

Allerdings sei die Wismut ein "schweres Thema, das nicht bearbeitet wurde". Die KuHa biete jedoch den Rahmen, das Themen einzuordnen und zu diskutieren.

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Der Legacy-Prozess nach 2025 solle die Wismutgeschichte deshalb nicht nur bewahren, sondern aktiv weiterentwickeln.

Ferenc Csák (51), Amtsleiter Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz.
Ferenc Csák (51), Amtsleiter Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz.  © Uwe Meinhold
Bergleute der Wismut sanieren unter Tage auf der Markus-Semmler-Sohle des Wismut Bergwerks im Erzgebirge eine Strecke.
Bergleute der Wismut sanieren unter Tage auf der Markus-Semmler-Sohle des Wismut Bergwerks im Erzgebirge eine Strecke.  © Hendrik Schmidt/dpa
Mit der Uranproduktion griff das Bergbauunternehmen in Natur- und Siedlungsräume ein.
Mit der Uranproduktion griff das Bergbauunternehmen in Natur- und Siedlungsräume ein.  © Petra Hornig

Deutscher Historiker: "Das Thema ist so aufgeladen, dass es mehr ist als die individuelle Geschichte"

Michael Farrenkopf (59) beschäftigte sich für das Deutsche Bergbau Museum während des Kulturhauptstadt-Programms "Ruhr 2010" mit Bergbau und KuHa-Legacy.
Michael Farrenkopf (59) beschäftigte sich für das Deutsche Bergbau Museum während des Kulturhauptstadt-Programms "Ruhr 2010" mit Bergbau und KuHa-Legacy.  © Uwe Meinhold

Für Michael Farrenkopf (59) vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum liegt die Bedeutung der Wismut vor allem in ihrer identitätsstiftenden Kraft.

"Das Thema ist so aufgeladen, dass es mehr ist als die individuelle Geschichte." Die Aufarbeitung der Wismut-Vergangenheit müsse über klassische Archivarbeit hinausgehen.

Neben künstlerischer Aufarbeitung zeigt sich ein großes touristisches Potenzial in der Kombination aus Wismutgeschichte, Industriekultur und Natur. Menschen suchten zunehmend nach authentischen Erfahrungen und wollten "ins Leben vor Ort eintauchen", so Tourismus-Professorin Ute Pflicke.

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Die Wismut biete dafür - richtig inszeniert - ideale Voraussetzungen: Wandel und Transformation könnten vor Ort erlebbar gemacht und mit Outdoor-Angeboten verknüpft werden.

Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa, Petra Hornig, Uwe Meinhold

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